Die Chorfräuleins: Von Minnesang weit entfernt

Sie proben in der Christuskirche — am liebsten singen die Jugendlichen aber Popsongs.

Krefeld. Der Name „Chorfräuleins“ lässt Minnesang und Schlossromantik vermuten. Aber diese Annahme ist völlig falsch. Die Chorfräuleins sind Krefelds einziger Pop-Chor für Mädchen. Jeden Samstagvormittag treffen sich die 13- bis 19-Jährigen im Gemeindesaal der Evangelischen Christuskirche an der Schönwasserstraße, um gemeinsam aktuelle Popsongs zu singen. Dass sie wie nebenbei das chorische Singen lernen, dafür sorgt ihre Leiterin Sabine Duwe.

Vor einem Jahr rief die Krefelder Sängerin die Chorfräuleins ins Leben. „Einen Chor wollte ich schon immer haben“, sagt Sabine Duwe begeistert. „Das Ergebnis von allen ist besser als die Leistung der Einzelnen. Das finde ich toll.“ In ihrer Musikschule „Farbenklang“ unterrichtet sie seit elf Jahren Gesang, aber nur in Einzelstunden.

Der neue Chor spricht sich schnell rum. Duwes Schülerinnen kommen als erste und bringen ihre Freundinnen mit, der Rest ist Mundpropaganda. 28 Teenager kommen regelmäßig am Samstagvormittag zur Chorprobe.

Darauf ist Sabine Duwe stolz, als Mutter von drei Kindern im Alter zwischen 13 und 18 Jahren weiß sie diesen Einsatz ganz besonders zu schätzen. Zurzeit absolviert die 43-Jährige am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück einen Lehrgang zur Chorleiterin mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendstimmbildung.

Als künstlerischen Abschluss muss sie ein Chorkonzert geben. Dafür hat sich Sabine Duwe einen speziellen Tag ausgesucht: Am 2. Juni startet die zweite Auflage des Gesangsprojekts „!Sing — Day of Song“. An diesem Tag folgen Sänger, Musiker, Chöre und Ensembles, Kita-Kinder und Schüler, Profis und Wagemutige dem Motto „Verbindung durch Gesang“.

Im Kulturhauptstadtjahr 2010 stand die Metropole Ruhr erstmals ein Wochenende lang ganz im Zeichen der Musik. Das soll am 2. Juni wiederholt werden.

In der Region sind in mehr als 50 Städten Veranstaltungen geplant. Nach jetzigem Stand haben sich rund 35 000 Sängerinnen und Sänger aus 944 Gruppen für das stimmgewaltige Festival angemeldet. Für Krefeld halten allein die Chorfräuleins die Fahnen hoch. Sie sind der einzige Chor der Samt- und Seidenstadt, der am „Day of Song“ teilnimmt.

Gesungen wird an den ausgefallensten Orten. „Einige mieten sich sogar Schiffe und singen auf dem Rhein“, erzählt Sabine Duwe. Die Chorfräuleins gehen in den Zoo. Punkt 12.10 Uhr singen alle Teilnehmer gleichzeitig in allen Städten aus einer Auswahl von vier Liedern.

In Krefeld haben sich die Mädchen für „Ein schöner Tag (Amazing Grace)“ entschieden. Im Anschluss geben sie ein 30-minütiges Konzert in der Zooscheune. Auch danach bleiben die Chorfräuleins im Zoo und hoffen, die Besucher zum (Mit-)Singen am „Day of Song“ bewegen zu können. „Im Affenhaus singen wir das Lied von der Affenbande. Wenn das die Zuhörer nicht animiert . . .“