Stadt bleibt hart: Halbfertige Scheune wird abgerissen

Viel Geld und noch mehr Arbeit haben Tatjana und Andreas Tiefers in die Scheune ihres Hofes gesteckt – alles für die Katz’.

Traar. Luiter Weg, Einmündung Buscher Holzweg: Zwei Bänke laden am Heiligenhäuschen Jogger, Radler oder Inliner zum Verweilen ein. Ihr Blick fällt dann automatisch auf den Evertshof mit der rheinischen Denkmalplakette neben der Haustür - und auf die Giebelwand einer nahezu neuaufgebauten Scheune.

Viel Geld und noch mehr Arbeit haben Tatjana und Andreas Tiefers, beide selbstständige Handwerker (Elektro Tiefers) in den Wiederaufbau des durch Bergschäden bis in die Fundamente ruinierten Originals gesteckt. Doch die Stadt Krefeld will die Scheune abgerissen wissen - eine entsprechende Verfügung hat das Ehepaar erhalten.

Denn: Dem 2006 begonnenen Projekt Scheunen-Wiederbau fehlt der Segen des Bauordnungsamtes. Weil drei Wände vollständig abgetragen wurden und nur noch der straßenseitige Giebel stehen geblieben ist, fiel die Scheune (160 Quadratmeter Grundfläche) aus dem Denkmalschutz des erhaltenswerten Hof-Ensembles.

Das Anwesen hat Andreas Tiefers geerbt. Seine Eltern waren für die Anlage des Elfrather Sees in den 70er Jahren von dort zum Luiter Weg umgesiedelt. Im Jahr 1999 zog das junge Ehepaar ein und restaurierte den Hof Stück für Stück. Noch Ende 1996 bekam es für die Scheune eine Nutzungsänderung durch: Fortan hätte sie auch zu Wohnzwecken genutzt werden können.

Das das war letztlich nicht im Sinne der Unteren Landschaftsbehörde. Andreas Tiefers erinnert sich an eine Aussage des damaligen Amtsleiters und heutigen Planungsdezernenten Thomas Visser: "Er sagte: ,Wir wollen nicht, dass die Leute von der Stadt aufs Land ziehen." Tiefers kennt einen vergleichbaren Fall am nahen Papendyk: "Dort durfte eine Scheune zum Einfamilienhaus umgebaut werden." Auch dort seien die Außenwände vollständig abgetragen worden. An einem Wochenende habe die Stadt den Abriss verfügt - und dann wieder zurückgenommen.

Inzwischen wollen die Hofbesitzer die Scheune gar nicht mehr als Wohnraum nutzen. Die Erbengemeinschaft, der sie angehören, besitzt rundherum viel Land. Tatjana Tiefers: "Wir möchten als zweites Standbein biologischen Landbau betreiben. Die Nachfrage nach Bio-Produkten ist schließlich groß und ein Abnehmer ganz in der Nähe: der Heilmannshof."

Doch das sah das Verwaltungsgericht in Düsseldorf, vor das das Traarer Ehepaar gezogen war, anders. Sinngemäß erklärte der Richter in der mündlichen Verhandlung, Landwirtschaft lohne sich nicht. Tenor der schriftlich noch nicht vorliegenden Entscheidung: Die Abrissverfügung der Stadt ist rechtens.

Tatjana Tiefers ist ratlos: "Da werden wir die Klage wohl zurücknehmen. Das Oberverwaltungsgericht in Münster wird kaum anders entscheiden." Ihr Mann ärgert sich über die restriktive Haltung der Bauaufseher: "Die vergessen das Menschliche."

Völlig dem Erdboden gleichgemacht soll die Scheune nicht werden. Die Giebelmauerkann stehen bleiben - bis in eine Höhe von etwa zweieinhalb Metern. Tatjana Tiefers: "Und das macht Sinn?"