Verberg: Der Umzug soll nicht sterben

Viele Anwohner sind entsetzt über Zerstörung und Unrat am Wegesrand, auch wenn Randale und jugendliche Betrunkene weniger geworden sind.

Krefeld-Verberg. Die Polizeipräsenz beim Kinderkarnevalszug hat Wirkung gezeigt. Davon ist Friedhelm Dill vom Vorstand der Karnevalsgesellschaft Verberg 1956 überzeugt. Auch wenn die Einmündung der Straße Am Flohbusch in die Heyenbaumstraße wie ein Schlachtfeld aussah und viele Vorgärten als Urinale und Müllhalde missbraucht wurden, habe es trotz der rund 600 „erlebnisorientierten Jugendlichen“ an dieser Stelle nicht die gefürchteten Ausschreitungen gegeben.

Auch die Zahl der in Gewahrsam genommenen Heranwachsenden sei geringer gewesen als noch im Vorjahr. 24 waren es 2010, elf hingegen in diesem Jahr. Außerdem seien die stark alkoholisierten Mädchen und Jungen diesmal etwas älter gewesen.

Während vor allem betroffene Hauseigentümer und einzelne Geschäftsleute die Nase vom Karnevalsumzug vor ihrer Tür voll haben, bekräfigt Dill: „Wir wollen den Zug für die restlichen Zuschauer nicht sterben lassen.“ Der Karnevalsverein schätzt die Zahl der vor allem fröhlich und friedlich feiernden Zuschauer am 3,4 Kilometer langen Wegesrand auf 4500 bis 5000.

Aufgrund der Vorkommnisse an der Moerser Landstraße im vergangenen Jahr hatten im Vorfeld Vereine, Ordnungsamt, Polizei, Jugendamt und SWK über Möglichkeiten diskutiert, Gewalt, Zerstörung und exzessives Trinken vor allem junger Zuschauer zu verhindern.

Der Zugweg in Verberg wurde verlegt, die Gastronomie an der Moerser Landstraße öffnete erst zum Abend hin. Dennoch lag nach dem Zug etliches Glas auf dem Boden. „Ein angedachtes generelles Glasverbot lässt sich jedoch nicht durchsetzen“, sagt Dill. Wer sollte das kontrollieren und Ordnungswidrigkeiten anmahnen?

So sehr er den exzessiven Alkoholkonsum vor allem am Rande eines Kinderkarnevalszuges verurteilt, für Dill und seine Vereinskollegen ist diese Entwicklung kein typisch Verberger-Problem. „Hier wird nur auf wenige Tage konzentriert ein gesellschaftliches Problem auf die Straße verlagert und öffentlich zur Schau getragen, was sonst zu verschiedenen Zeiten im kleinen und großen Stil wie beim Flatrate-Trinken in geschlossenen Räumen geschieht.“

Das könne auch nicht verhindert werden, wenn Eltern ihren Söhnen und Töchtern das Alkohol Trinken erlauben und es junge Erwachsene gibt, die den Jüngeren Hochprozentiges besorgen.“ Es sei in den vergangenen Jahren einfacher und billiger geworden, an Spirituosen wie beispielsweise Wodka heranzukommen, der schon pro 0,5 Liter-Flasche für 7,99 Euro zu kaufen sei.

Der 16-Jährige, der am Samstag mit 1,8 Promille in die Sammelstelle gebracht wurde, hatte hingegen vier Liter Bier intus. Ab 16 dürfen Heranwachsende Bier, Sekt und Wein erwerben — und konsumieren. Die KG Verberg will in ihrer Nachbesprechung überlegen, ob sie für diese Altersgruppe künftig gezielte Angebote vorhält.

Auch über Toilettenwagen wollen die Karnevalisten nachdenken, selbst wenn die bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum nicht vorgeschrieben sind. „Es ist erschreckend zu beobachten, wie das Bewusstsein verloren geht, fremdes Eigentum nicht zu zerstören.“ Davon können die Anwohner des Zugweges ein trauriges Lied singen.