Zoo: Ameisenbär zieht im Schlaf um

Die zwei Ameisenbären leben jetzt in einem 7500 Euro teuren Haus mitten im Zoo.

Krefeld. Santina schläft tief und fest. Der Körper hebt und senkt sich gleichmäßig. Die lange Nase liegt ruhig auf dem Boden der Kiste. Vorsichtig schließt Pfleger Klaus Reimer die Luke der Box. Die Große Ameisenbärin ist gefangen. Denn heute ist ihr großer Tag: Sie zieht um, von den alten Ställen hinter dem Affenhaus in das neue Gehege mitten im Zoo, zwischen Wasserschwein und Tapier sowie dem Gehege der Fischotter. "Zum Glück hat sie geschlafen, das ist der schonendste Transport", sagt Reimer. Schon mehrere Tage hatte sich die mit Schwanz fast zwei Meter lange Ameisenbärin an die Kiste gewöhnt, schlief sogar mehrfach darin.

Vier Pfleger packen die Kiste und tragen sie zum Auto. Der Transport verläuft problemlos. Schwieriger ist die Ankunft im neuen Haus. Als die vier Pfleger die Kiste mit dem über 30 Kilogramm schweren Tier vom Auto in den neuen Stall wuchten, wird ein Stück des buschigen Schwanzes in der Klappe eingeklemmt. Doch Santina scheint das nicht zu stören. Sie bleibt in ihrer Kiste, auch als die Pfleger das Haus wieder verlassen und sich an der Scheibe die Nasen platt drücken. "Ob es ihr wohl gefällt?", fragt einer. "Wohl kaum", antwortet Reimer. "Das ist doch alles neu."

Drei Monate lang haben Mitarbeiter des Zoos das ehemalige Haus des Mähnenwolfes renoviert. 7500 Euro kosteten der Fußboden mit Heizung, Wände und ein großes Fenster, damit die Besucher das nachtaktive Tier zumindest beim Schlafen beobachten können. Das Geld für die Investition haben die Zoofreunde gemeinsam mit dem Marketingclub Krefeld aufgebracht.

"Wir haben einen Schwerpunkt auf südamerikanischen Tieren, der Ameisenbär war aber etwas abseits", sagt Zoosprecherin Petra Schwinn. Hinter dem Affenhaus hatte das lärmempfindliche Tier Ruhe - und viel Platz. Die angenagten Baumstämme im Gehege zeugen noch von nächtlichen Beutezügen. Die Tiere brechen die Baumstämme mit ihren scharfen Krallen auf und lecken Ameisen, Asseln und Termiten auf.

Santina streckt bisher nur die lange Nase aus der Kiste in das neue Gehege. Langsam schnüffelt sie in alle Richtungen. Dann stellt sie vorsichtig ein Bein auf den Boden. Schritt für Schritt erforscht sie ihre neue Welt. Ein Bein hat sie am Köper angewinkelt. "Sie ist noch sehr verängstigt und der Boden ist sehr glatt", kommentiert Schwinn. Santina drückt ihren schweren Körper gegen die Holzwände, noch ist es kalt im Haus, ihr läuft die Nase. "Ob es ihr gut gefällt, zeigt sich beim Fressen", sagt Pfleger Reimer. Doch noch ist an den Brei aus Gehacktem, Obst, Eiern und Quark nicht zu denken und es fehlt ja noch ihr Partner Nino.

Herkunft: Der Große Ameisenbär lebt in Sümpfen, Wäldern und Savannen in Mittel- und Südamerika. Sein Lebensraum ist bedroht, und er wird auch gejagt. Allerdings gilt er nur als "gering gefährdete" Art.

Krefelder Ameisenbären: Santina wurde im Jahr 2000 in Wien geboren und kam 2002 nach Krefeld. Nino ist älter und lebt seit dem Jahr 2000 in Krefeld. Bisher waren die Ställe hinter dem Affenhaus ihr Zuhause, dort hatten sie ein großes Freigehege. Das neue Areal ist etwa 350 Quadratmeter groß.

Nahrung: Die Tiere brechen mit ihren 15 Zentimeter langen Krallen morsche Stämme auf, um Würmer, Ameisen und Maden zu suchen. Im Zoo bekommen sie zusätzlich einen Fleisch-Obst-Brei.