Wirtschaft Startschuss für die Zukunft Krefelds
IHK und Stadt haben den „Aktionsplan Wirtschaft“ ins Leben gerufen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kam zur Auftaktschau.
Mit heroischer Musik ist der Imagefilm untermalt, der etwa 400 Gästen am Dienstagabend im Audi-Zentrum präsentiert wird. Passend dazu die Botschaften des Clips für den Aktionsplan Wirtschaft gespickt mit Visionen für ein „Krefeld 2030“.
Etwa jene für Bildung und Arbeiten: Krefelds Schüler sind am besten auf die Ausbildungs- und Berufswelt vorbereitet. Krefeld steht für neue Ansätze im Bildungswesen. Krefeld konnte schon immer Innovation und kann sie auch in Zukunft. Krefeld ist Digitalstadt. Krefeld ist Zentrum für Gründer. Krefeld ist Stadt für Jugend, Familien und Fachkräfte. Krefeld ist sichtbar eine Studentenstadt.
Auch die City wird glorreich beschrieben: Krefelds neu definierte Innenstadt und die vier Wälle sind die Visitenkarte der Stadt. Oder auch das Wohnen und die digitale Entwicklung: Krefeld bietet ein Komplettangebot „Wohnen und Arbeiten“ in qualitativ hochwertigen Quartieren sowie hochwertige Industrie- und Gewerbegebiete. Krefeld ist flächendeckend mit schnellem Internet und dem neuesten Mobilfunknetz ausgestattet. Krefeld ist Vorreiter in innovativer, digitaler und umweltverträglicher Mobilität. Und noch eine abschließende: Das Straßennetz ist in einem hervorragenden Zustand.
Hämisches, lautstarkes Gelächter ist die Folge – aber nur als Reaktion auf den letzten Punkt. Angesichts der aktuell katastrophalen Zustände auf Krefelds Straßen und keiner sichtbaren Veränderung hat wohl kein Gast Vertrauen in diese Vision, auch wenn sie noch zehn Jahre entfernt ist. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet als Gastredner des Abends verrät hinterher, dass eine Dekade in der politischen Planung und Realisierung ein sehr kurzer Zeitraum ist. Der Startschuss für die Präsentation der Zukunft Krefelds ist also keineswegs „ins Blaue“ gerichtet, sondern planerische Notwendigkeit. Und kommt auch dem Land zugute: „Wenn es in Krefeld aufwärts geht, hilft das auch NRW“, sagt Laschet und verspricht der Krefelder Verwaltung Unterstützung. Zwar nicht bei der Beschleunigung der Bearbeitung von Bauanträgen, das gehöre in die kommunale Obhut, aber womöglich bei der Unterstützung bei personellen Defiziten.
Oberbürgermeister Frank Meyer hat es wohlwollend zur Kenntnis genommen und spricht von „spannenden Projekten“, die angestoßen werden. Bereits seit 2018 haben sich mehr als 150 Akteure aus der Krefelder Wirtschaft, der Stadtverwaltung und Institutionen mit zukunftsweisenden Projektideen in den Bereichen „Infrastruktur, Mobilität und Flächen“, „Innovation, Digitalisierung und Gründung“, „Lebensqualität und Urbanität“ sowie „Bildung, Fachkräfte und Arbeitsmarkt“ beschäftigt. „Ich hoffe, dass sich alle anstecken lassen von der Aufbruchsstimmung“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und lieferte damit im Hinblick auf die Corona-Erkrankungsgefahr eine sprachlich ungewollte Humoreinlage. IHK-Präsident Elmar te Neues äußert gar die Hoffnung, „Krefeld wieder dahin zu bringen, wo es einmal war“. Auch dazu fällt Armin Laschet hinterher etwas ein, damit vollmundige Versprechen auch verwirklicht werden: „Das Ziel muss es sein, möglichst viele Akteure zusammenzubringen.“ Nur so könne verhindert werden, dass Einzelinteressen hinterher die Verfahren verzögerten. Aber dies hänge auch an den Abläufen in Behörden wie den Bezirksregierungen. Hier einige der Projektideen:
Mobilität Entlastungsmöglichkeit für die Zunahme von Lieferverkehr sind kleinere Lieferfahrzeuge und Lastenfahrräder in Kombination mit innenstadtnahen Verteilzentren, sogenannten City-Hubs, die von allen Anbietern genutzt werden. In Kürze sollen die ersten Realisierungen der Depots gemeinsam mit Partnern erfolgen. Zur Verbesserung des Zustands der Straßen heißt es: Das Thema soll in einem gemeinsamen Prozess aller Beteiligten aufbereitet und dabei konkrete Handlungsempfehlungen identifiziert werden. Außerdem ist unter anderem die Rede davon, alte Gewerbeflächen in Krefeld zu reaktivieren, ein öffentliches Radverleihsystem aufzubauen und die „unzureichende Verkehrsanbindung“ zu verbessern.
Urbanität Die vier Wälle sollen als Wahrzeichen herausgestellt werden. „Es soll ein Gesamtkonzept entwickelt werden, das die Belebung, Schönheit, Erkennbarkeit und Vermarktbarkeit der vier Wälle als Krefelder USP (Unique Selling Point) stärkt“, heißt es. Die Innenstadt soll zudem zu einem „Experimentierraum“ werden. Ungenutzte Geschäftslokale dienen dabei als Örtlichkeiten, um beispielsweise Kunst oder anderes zu präsentieren. Auch an diesem Projekt wird gearbeitet: Das Portal „KR 47798″ soll Kunden und Händler der Krefelder Innenstadt online vernetzen. Es kommt zum Austausch von Informationen und Waren. Doch nun fehlt das Geld für die Umsetzung.
Arbeitsmarkt Mit 360°-Image-Filmen können sich Unternehmen möglichen Mitarbeitern vorstellen und sich als attraktive Arbeitgeber präsentieren. Als Medien-Plattformen für die produzierten Filme dienen eine web-basierte Plattform – zum Beispiel „Krefeld kann was“ – sowie eine App für mobile Endgeräte. Zu diesem Bereich gehört es auch, dass Frauen ein besserer Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht wird. Sie sind in Krefeld deutlich unterrepräsentiert. Wie das geändert werden soll? „Die Zielgruppen (Arbeitgeber, Frauen und Männer) werden motiviert, ihre persönlichen Rollenbilder in Bezug auf ‚Frau im Beruf‘ zu hinterfragen und gegebenenfalls zu korrigieren“, heißt es.
Digitalisierung Eine digitale Prise für die Bildung junger Schüler gehört auch zum Zukunftsprogramm – und ist teilweise schon angelaufen. So sollen Kinder mit pädagogischer Leichtigkeit auch zum Thema Programmieren kommen.
Fazit Die Verantwortlichen haben die Latte sehr hoch gelegt und mit großer Euphorie ihre Bereitschaft verkündet, etwas zu ändern. Sie werden nun nicht nur daran gemessen, die Projekte umzusetzen, sondern auch mit zählbaren Inhalten zu füllen und sie mit langfristigen Erfolgen abzusichern.