Straßenschäden: Flicken bis zum nächsten Frost
Die Tiefbauer rennen den Asphalt-Löchern hinterher. Der Amtsleiter rechnet nicht mit Geld aus Berlin oder Düsseldorf. Städtebund will Schlagloch-Gebühr für Lkw.
Krefeld. Ein Stück Geschichte des öffentlichen Personennahverkehr ist vergangene Woche auf der Düsseldorfer Straße sichtbar geworden: Die Schienen der Straßenbahn, die bis 1964 noch den Krefelder Hauptbahnhof mit der Moerser Innenstadt verbunden haben. Am Donnerstag waren die Löcher auf der Kreisstraße 9 in Linn mit warmem Aspalt geflickt worden.
Lanker Bürger wie Gerd Engel können wieder den Uerdinger Wochenmarkt ansteuern, ohne Schäden an ihren Autos in Kauf zu nehmen. Letzten Samstag boykottierten etliche Lanker die Stände auf dem Rott — „wegen des katastrophalen Straßenzustandes“. Die Reparaturtrupps des Tiefbauamtes rennen den Löchern hinterher, die ihre Kollegen Straßenbegeher elektronisch erfasst haben.
Wie hoch der Schäden in Krefeld tatsächlich ist, soll frühestens im März feststehen. Zusammen mit den noch nicht reparierten Straßendecken, die im Winter 2009/2010 aufgeplatzt waren, wird sicher ein zweistelliger Millionenbetrag zusammenkommen — und die nächste Kältewelle hat manche Region schon erreicht. Schon jetzt aber weiß Hartmut Könner, Leiter des Fachbereichs Tiefbau: „Wir werden uns selbst aus dem Sumpf ziehen müssen.“ Denn: Die kreisfreie Stadt Krefeld ist Baulastträger auch für Bundes- und Kreisstraßen, kann daher nicht mit Bundesmitteln rechnen und glaubt angesichts der finanziellen Lage des Landes auch nicht an Hilfe aus Düsseldorf. Könner: „Ich erkenne keine Förderschiene.“
Bislang habe die Stadt keinen Cent für kaputte Straße gesehen, lediglich aus dem Fördertopf konnten einige Hauptverkehrsadern erneuert werden — beispielsweise Ring und Blumentalstraße mit Flüsterasphalt.
Fest steht aber: Der Winter hat den Wert Krefelds gemindert. Denn 30 Prozent des städtischen Vermögens bestehen aus Verkehrsflächen. Viele von denen sind allerdings auffallend schlecht aufgebaut worden: Uralte Gleise und Kopfsteinpflaster sind einfach mit Teer (früher) und Bitumen (später) überzogen worden, wohl in der Hoffnung, die harten Winter seien passé.
Ob man nun von Meerbusch kommt oder aus Moers, dem Kreis Viersen oder Duisburg-Rheinhausen: Auf Krefelder Stadtgebiet werden die Schäden schlimmer, die motorisierten Verkehrsteilnehmer zu Slalomfahrten gezwungen. Zweiradfahrer sind durch rutschigen Splitt zusätzlich gefährdet. Ein denkbar schlechtes Bild gibt die Rheinuferstraße zwischen Chemiepark und Bayer-Anleger ab. Gar mancher, der dort den Löchern ausweicht, fragt sich, ob die Chemiebetriebe dort nicht zur Selbsthilfe greifen sollten.
Deutschlands Spediteuren standen am Donnerstag die Haare zu Berge, als sie lasen, was dem Deutschen Städte- und Gemeindebund eingefallen ist: Nämlich von ihnen eine Schlagloch-Gebühr zu verlangen. Geschäftsführer Gerd Landsberg hatte in einem Interview mit „Handelsblatt Online“ darauf hingewiesen, dass ein Lkw mit zehn Tonnen Achslast eine Straße bis zu 60 000 Mal so stark belaste wie ein Pkw.
Diese Idee des Städtebundes hat Klaus-Lothar Krenge, geschäftsführender Gesellschafter der B + K Group (früher Bönders) „noch nicht mal zur Kenntnis genommen“. Die „Unfähigkeit der Städte zur Prävention soll auf uns abgewälzt werden“, meint der Spediteur und macht darauf aufmerksam, dass Frostlöcher ja auch in Tempo-30-Zonen und Anliegerstraßen zu finden sind, wo kein Schwerverkehr fließt. Klaus Lothar Krenge: „Auch dafür war die Lkw-Maut gedacht.“ Man müsse sie nur zweckgebunden einsetzen.