Tägliches Brot: Obstkisten im Gotteshaus

Zum ersten Mal hat die City-Seelsorge am Samstag in der Kirche Lebensmittel ausgegeben.

Krefeld. St. Dionysius präsentiert sich den Menschen gerne als offene und einladende Kirche. Dieses Bild ist seit Samstag um eine Facette reicher. Um 12.30 Uhr, mit Rücksicht auf das Mittagsgebet eine halbe Stunde später als üblich, öffnen sich die Tore des Nordeingangs der Kirche. Die Lebensmittelausgabe für Bedürftige ist - wie angekündigt — in das Gotteshaus umgezogen. Das hatte im Vorfeld für Diskussionen gesorgt.

Der Andrang ist groß. Die Männer und Frauen haben große Taschen und Tüten dabei, in die sie die Lebensmittel verstauen. Im Winter ist frisches Gemüse teuer und rar. An diesem Samstag gibt es neben Brot, Salami, Käse und geräucherten Forellen auch Sauerkraut und Rotkohl.

Wer zuerst kommt, ist klar im Vorteil. Dennoch herrscht kein hektisches Gedränge. Die Berechtigungskarten sind durchnummeriert. „Jede Woche ändert sich in 50er Schritten die Startzahl für unsere Gäste, so hat jeder mal die große Auswahl“, erklärt Cityseelsorger Karl-Heinz Hermanns. An diesem Mittag dürfen die Besitzer der Gästekarten mit den Nummern 100 bis 150 zuerst in die Kirche. Sie blicken sich ehrfürchtig in dem Gotteshaus um, werfen einen Blick auf die Krippe.

„Alle haben die Kirche als neue Ausgabestelle positiv aufgenommen“, berichtet Karl-Heinz Hermanns später. Der Raum erlaube eine größere Freizügigkeit, und es sei nicht so eng wie im alten Haus am Dionysiusplatz 23.

„Die Zahl unserer Gäste hat sich seit einem halben Jahr bei 300 eingependelt.“ Als „erschreckend hoch“ wertet der Seelsorger diese Zahl. Zum Schluss dürfen etwa 50 Wartende ohne Gästekarte in die Kirche. Für sie gibt es noch Schokobrötchen, Tee, Margarine und Bananen.

Bürger und Passanten kommen aus Sorge und Neugier in die Kirche. Ob die Gänge jetzt wohl voller Kisten stehen? Wird nicht alles verschmutzt? Nein, alles bleibt dank ausgeklügelter Logistik sauber.

Die 15 Cityseelsorge-Mitarbeiter haben Sackkarren, Tische, Rollbretter organisiert. Um 15.35 Uhr erinnern nur noch ein paar blaue Müllsäcke an die dreistündige Lebensmittelausgabe. „Heute putzen und wischen wir selber durch, ab nächste Woche haben wir damit eine Reinigungsfirma beauftragt“, sagt Hermanns.

Die leeren Kisten stapeln sich im 25 Quadratmeter großen Lagerraum neben dem Altar. Hier stehen vier Tiefkühltruhen und drei Kühlschränke mit 500 Liter Volumen. Bis nächsten Samstag sind sie alle wieder gut gefüllt.