Zoo Krefeld Kimya ist Wächter und Ersatzpapa
Krefeld · Nach dem Verschwinden von Toni zog ein neuer Erdmann in den Zoo Krefeld. Zur Freude der Pfleger fanden die Weibchen den Neuen aus Münster gleich toll, und auch mit Jungtier Amari verträgt er sich sehr gut.
Kimya lässt die Augen nicht von den beiden Pfauendamen, die sich mit ein paar Flügelschlägen Zutritt zur Erdmännchenanlage verschafft haben. Der Dreijährige streckt sich noch ein bisschen mehr in seiner Wächterposition auf dem Felsen inmitten von Sand. Zu seinen Füßen stolzieren die beiden Fasanartigen vorbei, während zwischen weiteren großen Steinen Kimyas neue Familie im Boden scharrt, nach Futter sucht oder das Jungtier mit Mutter und Tante herumtollt.
Die beiden Weibchen Traudi und Rosi und der Nachwuchs Amari fühlen sich sichtlich wohl. Sie sind ja auch gut behütet von Kimya, der im Juli aus dem Münsteraner Zoo nach Krefeld gezogen ist, um das bisherige Familienoberhaupt Toni Erdmann zu ersetzen, der im Frühsommer spurlos aus der Anlage verschwand. „Kimya geht sehr liebevoll mit den dreien um“, berichtet Tierpfleger Ronald Melcher. „Amari musste sich wohl ein bisschen umstellen und mal auf den Rücken legen, bis die Rangordnung klar war“, sagt der 58-Jährige schmunzelnd. Die Zusammenführung habe „sehr gut geklappt“, freut er sich. „Es hätte auch ganz anders ausgehen können. Es hätte ja sein können, dass die Frauen ihn ablehnen.“
Zunächst war ein Gitter zwischen Kimya und dem Rest
Nach seinem Umzug und der Untersuchung durch die Tierärztin testeten Ronald Melcher und seine Kollegin im Revier, Yvonne Wicht, erst einmal, ob die Herrschaften sich überhaupt riechen können. Vier Tage lang waren sie im Innenbereich der Erdmännchenanlage durch ein kleines Gitter voneinander getrennt, konnten sich sehen, hören, riechen. „Als wir den Schieber danach aufgemacht haben, war es sofort so, als ob er schon immer dazugehört hätte“, berichtet Melcher, vor dem Kimya allerdings noch etwas Respekt hat.
Während Traudi, Rosi und Amari um den Pfleger herumwuseln, als er sich auf einen Stein in der Außenanlage setzt, und auch über seinen Schoß tippeln, um Mehlwürmer aus einem Eimer zu stibitzen, ist Kimya noch vorsichtiger.
Es ist ein Lernprozess, so wie bei den Pfauen im Gehege oder den Dohlen, die vom Wächter auch genau im Blick behalten werden. „Kimya ist allerdings relativ entspannt. Er beobachtet, aber er schlägt keinen Alarm“, erzählt Melcher. Für die Weibchen ist durch seinen Einzug wieder deutlich mehr Ruhe eingekehrt. Nach Tonis Verschwinden hatten sie viel zu tun – mit Wachehalten und der Sorge ums Kleine.
Ob es zeitnah Geschwister geben wird, ist noch nicht klar. „Sicher ist auf jeden Fall schon, dass Toni da nicht mehr aktiv war. Nach etwa 70 Tagen hätte man dann sonst etwas sehen müssen“, so Melcher. Wie es mit Kimya weitergeht, wäre auch noch Spekulation, sagt der Pfleger, der seit 1977 im Zoo ist. „Wir haben bisher nicht gesehen, dass er sich gepaart hat.“ Vielleicht muss er sich auch erst an seine Rolle als Alphamännchen gewöhnen. Denn in seiner alten Heimat Müster hatte er sich dem fünf Jahre älteren Gruppenchef unterzuordnen. „Er muss sich hier also erst einmal als Alphamännchen zurechtfinden“, glaubt Melcher. Ob er sich wie Toni für Traudi entscheidet, um ein Alphapärchen zu bilden, ist nicht sicher. Egal, welche der Damen es sein wird, „in der Regel hat eine Gruppe maximal drei Jungtiere“, weiß der Tierpfleger.