Dialog der CDU Viele Flüchtlinge verfügen über einen hohen Bildungsstand
Turbulenter Dialog der CDU im Haus der VHS. Empörung über offene und versteckte rassistische Argumente.
Krefeld. Turbulent geriet der „Krefelder Dialog“ der CDU zum Thema Migrationspolitik in der Volkshochschule. Ratsfrau Britta Oellers konnte neben den Mitgliedern des Bundestags, Kerstin Radomski, Ansgar Heveling und die Referentin Cemile Giousouf, rund 50 Interessenten für diese Thematik begrüßen. Lokale CDU-Prominenz aber fehlte. Weder der Oberbürgermeister, der Kreisvorsitzende, der Fraktionschef, der OB-Kandidat noch die lokale Integrationsbeauftragte der CDU waren erschienen. Alle in Urlaub?
Giousouf ist die erste Muslima, die für die CDU im Berliner Parlament sitzt und als Integrationsbeauftragte ihrer Fraktion arbeitet. Sie ist hier geboren und das Kind von Gastarbeitern, die zur muslimischen Minderheit in Griechenland gehörten. Im Umgang mit diesen Gastarbeitern sah die 37 Jahre alte Referentin auch einen grundlegenden Fehler. „Sie können bis heute kein richtiges Deutsch sprechen, weil man ihnen das Erlernen vorenthalten hat. Sprache ist die Grundlage für Integration.“
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung stand in ihren Ausführungen die Flüchtlingsfrage im Mittelpunkt. Sowohl von Oellers als auch Radomski kam heftige Kritik an der SPD-geführten NRW-Landesregierung, die nur rund ein Viertel der von Berlin für Flüchtlinge bereitgestellten Mittel an die Kommunen weitergebe. Radomski: „Das Grundgesetz schreibt das so vor, dass der Bund keine direkten Mittel am Land vorbei an die Kommunen geben darf.“
Auseinandersetzen musste sich die Referentin mit versteckten bis offenen rassistischen und islamfeindlichen Positionen. Protagonisten dafür waren teilweise bekannte Gesichter oder erwiesen sich überraschend als solche und ernteten Empörung bei der großen Mehrheit.
Cemile Giousouf, die selbst für einen liberalen und modernen Islam eintritt, ging damit souverän um. „Der Bildungsstand und die soziale Umgebung sind entscheidend für die Stellung in der Gesellschaft, nicht die ethnische Herkunft oder die Religion.“ Das betreffe auch die deutsche Bevölkerung.
Die in Hagen lebende Abgeordnete verwies darauf, dass ein großer Teil der Flüchtlinge, etwa aus Syrien, einen hohen Bildungsstand vorweise. Darauf ging der neue Leiter der Agentur für Arbeit, Axel Weidehoff, ein: „Bis 2022 fehlen bei uns sechs Millionen qualifizierte Arbeitskräfte. Wir wären verrückt, wenn wir dieses Potential nicht nutzen würden.“
Ein betagter Mann, der als Kind als Flüchtling aus Schlesien nach Krefeld kam, fragte, warum die USA, „die den Krieg im Irak angezettelt haben“, nicht finanziell für die Kosten der Flüchtlinge aufkämen. CDU-Mitglied Mary Gaspard wollte wissen, mit welchen Informationen die Innenminister „sichere Herkunftsländer“ festlegen. Das Kopftuch wies Emine Gökce als gläubige Muslima aus. „Ich bin hier geboren, habe hier gelernt, meinen Doktor in Chemie gemacht. Krefeld ist meine Heimat. Ich bin ein Krefelder Mädchen.“