Ärzte informieren Weltdiabetestag: Brot, Kartoffeln und Nudeln nur in Maßen
Am Weltdiabetestag informieren Ärzte über die Erkrankung. Zwei Betroffene berichten, wie sie ihren Blutzuckerwert im Griff halten.
Krefeld. Luca ist Fußballer durch und durch. Der 16-Jährige trainiert viermal die Woche in der Leistungsklasse der B-Jugend beim VfR Fischeln. Seinen Diabetes hat der Jugendliche voll im Griff. Einziger Unterschied zu anderen Kickern: „Ich messe vor dem Training den Blutzucker und esse gegebenenfalls etwas, wenn er zu niedrig ist,“ erzählt er. Luca entscheidet selbst, was und wie viel er isst und spritzt die entsprechende Menge Insulin, drei - bis viermal täglich. Begonnen hat alles im Skiurlaub, als Luca neun war. „Er hat viel getrunken, so drei, vier Liter am Tag und musste ganz oft zur Toilette“, erinnert sich seine Mutter Andrea Aventaggiato. Eine Freundin äußerte die Vermutung, Luca könnte „Zucker“ haben. Seine Mutter weiter: „Mein Stiefvater, selbst Typ 2-Diabetiker, sagte: Komm wir messen seinen Blutzucker.“ Dieser lag bei über 300! (Bei Gesunden zwischen 80 und 120).
Auch der beim Kinderarzt gemessene HBA1-Wert, der Auskunft über den Blutzucker-Wert der vergangenen Wochen gibt, war sehr hoch. Einweisung ins Krankenhaus. Diagnose: Typ-1-Diabetes. „Das war ein totaler Schlag vor den Kopf. Luca war bis dahin ein unkompliziertes Kind,“ berichtet Andrea Aventaggiato. In der diabetischen Ambulanz des Helios-Klinikums habe Luca „super mitgemacht“, sehr schnell alleine den Blutzucker gemessen und Insulin gespritzt. Seine Mutter: „Das hat mich unwahrscheinlich beruhigt. Man kann mit dieser Erkrankung leben. Wir haben Glück gehabt.“ Auch die Fischelnerin Brunhilde Lucks lebt mit Diabetes, allerdings vom Typ 2, wie schon ihre Mutter und Großmutter. Die 60-jährige erzählt: „Vor 16 Jahren ging es mir nicht gut. Mir war schwindelig und schlecht. Der Notarzt schickte mich zum Hausarzt, der den Blutzuckerwert maß.“ Dieser lag bei der damals leicht Übergewichtigen bei 386!
Der Arzt verordnete einen Blutzuckersenker in Tablettenform und während einer Diabetesschulung in den städtischen Krankenanstalten, heute Helios-Klinikum, lernte sie, was sie essen darf: Nicht zu viele Kohlenhydrate, sprich Brot, Kartoffeln und Nudeln und Weißmehl. Lucks erzählt: „Der Diabetiker kann sich so ernähren, wie ein Gesunder, dieser sollte auch nicht im Übermaß Kohlenhydrate und Fett zu sich nehmen.“ Zu Beginn wog sie Lebensmittel ab, aber längst kann sie das gut abschätzen. Sie sagt: „Wenn man das einmal drin hat, dann geht es.“ Alle zwei Wochen kontrolliert Lucks ihren Blutzuckerwert. Außerdem nahm sie ab, geht viel spazieren und betreibt Fitnesstraining und Gymnastik. Dr. Ali Yüce, Schwerpunktleiter Diabetologie und Endokrinologie am Helios-Klinikum: „Muskelarbeit trägt dazu bei, dass Insulin in die Zellen aufgenommen wird und der Blutzucker sinkt.“
Zu den Diabetes-Formen erklärt der Mediziner: „Der Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmun-Erkrankung, bei der Antikörper die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstören. Ein totaler Insulinmangel und der Anstieg des Blutzuckers sind die Folge.“ Übergewicht und Typ-2-Diabetiker in der Familie hingegen zählen zu den Risikofaktoren, die zu dieser Diabetes-Form führen können. Dr. Yüce: „Hier sind die Blutzuckerwerte lange normal. Durch eine Unempfindlichkeit der eigenen Körperzellen gegen Insulin schüttet der Körper dann immer mehr Insulin aus.“ Erhöhte Blutzuckerwerte bleiben zunächst unbemerkt. Hier ist Früherkennung wichtig. Yüce: „Betroffene, die zur Risikogruppe zählen, sollten regelmäßig den Nüchternwert des Blutzuckers kontrollieren lassen.“ Liegt die Diagnose „Typ-2-Diabetes“ vor, sollten Betroffene ihren Lebensstil ändern. Dr. Ali Yüce: „Reicht dies nicht aus, erfolgt eine medikamentöse Therapie, die die Insulinempfindlichkeit herabsetzt und auch hilft, das Gewicht zu reduzieren.“ Die Zahl der Diabeteserkrankungen nimmt zu. „Die Gründe liegen in einer mangelnden Bewegung und der Zunahme von Übergewicht,“ erklärt Dr. Ali ‚Yüce.