Politik Wer für Krefeld nach Brüssel will
Krefeld · Die Kandidaten für die Europawahl stehen fest. Unsere Redaktion stellt vor, wer den Niederrhein vertreten möchte. Bei der CDU steht ein Generationswechsel an.
Zumindest in einem Punkt sind sich die Parteien einig: Selten war eine Europawahl so wichtig wie in diesem Jahr. Es gehe um den Bestand der Staatengemeinschaft, ist immer wieder zu hören. In den vergangenen Jahren sind fast überall EU-kritische Populisten erstarkt. Den Europa-Freunden ist mittlerweile klar: Ihr Ideal ist keine Selbstverständlichkeit.
Die Kandidaten haben daher bis zur Wahl des EU-Parlaments am 26. Mai viel zu tun. Mittlerweile haben alle großen Parteien bestimmt, wer antreten soll. Für eine Stadt wie Krefeld hat die Abstimmung enorme Bedeutung. In der Grenzregion ist der ungehinderte Verkehr in die Niederlande und das problemlose Bezahlen hier wie dort Alltag geworden. Das sind Errungenschaften Europas.
Mehrere Politiker aus der Region wollen künftig ihre Ideen in Brüssel einbringen. Anders als bei Landes- oder Bundestagswahlen werden die über 90 deutschen Abgeordneten nicht nach lokalen Wahlkreisen gewählt. Dennoch bestimmen einige Parteien einen Kandidaten, der für die Region Niederrhein und damit auch für Krefeld zuständig ist. CDU, SPD und FDP haben solch einen Zuständigen. Jemanden zu finden, ist aber gar nicht so einfach.
AfD-Kandidat für den Niederrhein soll aus Essen kommen
Bei den Grünen kam kein Niederrhein-Kandidat auf die Liste. Offenbar fand sich kein Bewerber aus der Region. Die Linke meldete sich auf WZ-Nachfrage nach einem Kandidaten für die Region nicht zurück. Ein Mitarbeiter der AfD-Geschäftsstelle in Krefeld verweist auf Guido Reil, der mit Listenplatz 2 gute Chancen auf einen Platz im Parlament hat. Reil war einst SPD-Mitglied und trat aus Ärger über die Flüchtlingspolitik der Sozialdemokraten in die AfD ein. Mit seiner Geschichte wurde er zu einem der prominentesten Vertreter seiner Partei in Nordrhein-Westfalen. Allerdings ist der Bergmann aus Essen nur mit viel Fantasie ein Kandidat, der auch Krefeld repräsentiert.
Bei den tatsächlichen Niederrhein-Vertretern wird mit der anstehenden Wahl eine europapolitische Ära enden. Karl-Heinz Florenz tritt in diesem Jahr nicht mehr an. Seit dem Jahr 1989 gehörte der CDU-Mann aus Neukirchen-Vluyn dem Europaparmlament an. Mit 71 Jahren ist nun tatsächlich Schluss. In Brüssel kümmerte er sich vor allem um umweltpolitische Themen. Stefan Berger, der bislang im nordrrhein-westfälischen Landtag sitzt, soll seinem Parteikollegen Florenz nachfolgen.
Bildung ist für alle Kandidaten
ein wichtiges Thema
Seine Nominierung sorgte für überregionales Aufsehen. Berger hatte sich in einer Kamfpabstimmung im Landesvorstand um Platz sechs auf der NRW-Liste der CDU zur Europawahl mit 20:17 gegen das EU-Urgestein Elmar Brok durchgesetzt. Der 72-Jährige will nun nicht mehr für das Parlament kandidieren.
Obwohl sein Start von einem Machtkampf geprägt war, gibt sich Berger in dieser Angelegenheit gelassen. „Der Niederrhein ist eine Hochburg der CDU und hat ein legitimes Recht auf Listenplatz 6“, sagte er gegenüber unserer Redaktion.
Nun möchte er sich lieber um Sachthemen kümmern. Auffällig ist dabei, dass Berger genau wie seine SPD-Kontrahentin Petra Kammerevert und Michael Terwiesche von der FDP Bildung als zentrales Thema sieht.
Wie dieser Aspekt auf europäischer Ebene gestärkt werden kann, sehen die drei Politiker freilich verschieden. Berger will, dass die Hochschulen in der Region besser von Förderprogrammen der EU profitieren.
Kammerevert setzt auf Austauschprogramme. Neben wissenschaftlichem Austausch möchte sie so auch die EU-Begeisterung junger Leute stärken. Terwiesche setzt bereits bei den Schulen an. Er kann sich vorstellen, dass Niederländisch in der Region vermehrt als Fremdsprache angeboten wird.