Krefeld Wenn Junkies in die Jahre kommen

Drogenabhängige, die in die Jahre kommen, brauchen eine besondere Versorgung. Ein Altersheim für sie gibt es in Krefeld nicht.

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Krefeld. Sex,Drugs und Rock’n’Roll — die 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren geprägt von dem Streben nach einer vermeintlichen Freiheit. Alles war möglich, alles musste ausprobiert werden, von Aids war noch keine Rede. Wer damals harte Drogen konsumierte und von der Nadel nicht mehr loskam, ist heute ein Junkie im Rentenalter.

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Folgerichtig hat kürzlich im westfälischen Unna das erste Alterheim für Drogenabhängige aufgemacht.

Die Klientel rekrutiert sich vornehmlich aus dem Ruhrgebiet, einige kommen auch aus Niedersachsen. „Das sind die, die überlebt haben“, sagt Ute Kaber, Sachbereichsleiterin Alkohol und Drogen bei der Caritas in Krefeld. In der Regel müsse davon ausgegangen werden, dass schwerst Drogenabhängige deutlich „voraltern“. Wer also heute laut Geburtsurkunde 50 Jahre alt ist, hat biologisch aufgrund eines langen Drogenmissbrauchs die 60-Jahre-Marke längst überschritten.

Ja, auch sie gehe davon aus, dass sich mittelfristig eine Versorgungslücke für alte Junkies ergeben kann, sagt Ute Kaber, schränkt aber gleichzeitig ein, dass es sich bei dem Haus in Unna um eine „sehr spezielle Einrichtung“ handelt. Der Träger, das Projekt Lüsa, habe nicht Abstinenz als Ziel. Zwar sei der Konsum von Drogen in der Einrichtung nicht erlaubt, doch was sich außerhalb abspiele, werde nicht kontrolliert.

In Krefeld sei man weit davon entfernt, ein solches Alterheim für Drogensüchtige einrichten zu müssen. Ute Kaber: „Städte wie Köln, Berlin oder Hamburg müssen sich überlegen, ob sie für drogenabhängige alte Menschen spezielle Einrichtungen vorhalten.

Wir gehen davon aus, dass bei uns die ambulante Betreuung in den eigenen vier Wänden Vorrang haben muss.“ Das entspreche auch der Persönlichkeitsstruktur der Abhängigen, die ein ausgeprägtes Autonomiebestreben hätten.

Eine stationäre Unterbringung, über die auch nachgedacht werden müsse, stelle alle Beteiligten allerdings vor erhebliche Probleme: „Eine ganze Station ist kaum in ein normales Altersheim zu integrieren“, meint Ute Kaber.

Die Schwierigkeiten zeigten sich heute schon bei Alkoholabhängigen: Das Personal sei zum Teil sehr stark gefordert, müsse speziell geschult werden: „Wer als Bewohner im Altersheim trinken will, besorgt sich den Alkohol und bringt ihn ins Haus.“ Und wer dazu nicht in der Lage sei, suche sich einen mitfühlenden Pfleger oder Hausmeister, der die Botengänge mache. Diese falschverstandene Hilfsbereitschaft gelte es in den Griff zu bekommen.

Kaum damit vergleichbar sei die Situation von alternden Konsumenten illegaler Drogen: Deren Leben spiele sich irgendwo zwischen Knast und Szene ab, wo ganz andere Regeln gelten würden, meint Ute Kaber: „Das heißt nicht, dass man das nicht in den Griff bekommen kann.“

Die Problematik sei im Bewusstsein angekommen, es müsse darüber diskutiert werden, wie adäquate Hilfe zu organisieren sei. „Vielleicht sind das kleine Einrichtungen, die ganz nah bei einem Altenheim angesiedelt, aber nicht in das Haus integriert sind.“ Mit den Kollegen sei man auf jeden Fall im Gespräch.