Thema: Turbo-Abitur Wie G8-Schülern in Krefeld geholfen wird
Das Schulministerium gibt zehn Empfehlungen zum Umgang mit G-8-Klassen. In Krefeld wird vieles davon schon umgesetzt.
Krefeld. Zehn Empfehlungen des Schulministeriums sollen das Leben für Gymnasiasten erträglicher machen. Dazu gehören weniger Nachmittagsunterricht und Begrenzung der Zahl Klassenarbeiten in einer Woche. Die WZ hat sich in Krefeld umgehört, wie die Umsetzung funktioniert.
Horst Obdenbusch, Schulleiter
Nach der anhaltenden Kritik an einer zu hohen Belastung von Schülern durch die Schulzeitverkürzung von neun auf acht Jahre (G 8) an Gymnasien hat der „Runde Tisch“ unter Leitung von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) „Empfehlungen zur Schulzeitverkürzung am Gymnasium“ beschlossen (siehe Kasten). Diese sollen den Schulen als Grundlage für Maßnahmen zur Entlastung der Schüler dienen.
Die Schulleiter der Krefelder Gymnasien warten zwar gespannt auf eine verbindliche Konkretisierung in Form von Erlassen, aber dennoch „liefert die Liste Denkanstöße, an welchen Stellen nachjustiert werden kann“, meint Horst Obdenbusch, Schulleiter am Fabritianum in Uerdingen.
Dazu wird an den Gymnasien das Thema in den Konferenzen mit den Kollegen sowie den Eltern- und Schülervertretern diskutiert. Die Schulkonferenzen als oberstes Gremium der Schulen müssen dann entscheiden, welche Maßnahmen an ihrer Schule zu einer Entlastung der Schülerschaft führen und umgesetzt werden können.
Allerdings beginnt dieser Prozess in Krefeld nicht erst jetzt. „Viele der Empfehlungen wurden an den meisten Krefelder Gymnasien bereits nach Einführung von G 8 umgesetzt“, stellt Klemens Seth, Schulleiter am Gymnasium Horkesgath, fest.
So wird zum Beispiel empfohlen, mindestens fünf von zehn der sogenannten „Ergänzungsstunden“ verstärkt nach Leistung differenziert zur individuellen Förderung zu nutzen. Die Ergänzungsstunden stehen den Schulen zusätzlich zu den fachgebundenen Unterrichtsstunden zur Verfügung.
Die Zahl der Klassenarbeiten pro Woche soll auf zwei, im Ausnahmefall höchstens drei begrenzt werden. An Tagen mit Klassenarbeiten sollen keine schriftlichen Übungen angesetzt werden. Daran orientieren sich die Krefelder Gymnasien bereits seit Jahren.
Die Stundentafel für die 9. Klassen am Gymnasium sehen Unterricht in allen Fächern vor, die in der Oberstufe angeboten werden. Dadurch haben die 9. Klassen bis zu 14 verschiedene Fächer. Diese Häufung kann nun durch Beschluss der Schulkonferenzen gelockert werden.
Allerdings erwarten die Schulleitungen zu diesem Punkt eine Konkretisierung im Erlass, weil sie durch die „Lockerung“ eine Verschiebung von Stunden in die unteren Jahrgänge befürchten.
Heinz Strohe, Schulleiter Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium
Die Begrenzung des verpflichtenden Nachmittagsunterrichts an Gymnasien in den Klassenstufen 5 bis 7 auf höchstens einen, in Klasse 8 und 9 auf höchstens zwei Nachmittage wird bereits an den meisten Gymnasien eingehalten. In Einzelfällen kann zum Beispiel Förderunterricht für einzelne Schülergruppen in der Klasse 9 zu Ausnahmen von dieser Regelung führen.
An Ganztagsgymnasien (Horkesgath und Fichte) sollen zwei Nachmittage frei von Pflichtunterricht bleiben.
Ein besonderes Problem stellt die geforderte erneute und aufwändige Überprüfung der schulinternen Lehrpläne dar. Diese sind zwar „nicht in Stein gemeißelt, sondern unterliegen einem fortwährenden Entwicklungs- und Anpassungsprozess“, sagt Heinz Strohe, Schulleiter am Maria-Sibylla-Merian Gymnasium, aber durch viele verpflichtende Inhalte sind die Freiräume für Kürzungen gering.
Es bleibt abzuwarten, ob die Kritik trotz der immer noch großen Beliebtheit der Schulform und der guten Ergebnisse der G 8-Schüler im Abitur der Jahrgänge 2013 und 2014 anhalten wird, oder ob die Empfehlungen des „Runden Tisches“ wirklich zu einer Entlastung Schüler führen wird.