Einzelhandel: Ältere Kunden sind begehrt
Ein negatives Geschäftsklima und der demografische Wandel fordern Einzelhändlern neue Ideen ab.
Krefeld. Rund 80 Einzelhändler und Wirtschaftsexperten sind der Einladung der Werbegemeinschaft Krefeld ins Cinemaxx-Kino gefolgt: Andreas Kaapke, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung der Universität Köln und der Gesellschaft für Markt- und Unternehmensanalysen, legt in seinem Gastvortrag die neuesten Marktdaten offen und zeigt Chancen auf, wie der "Wandel im Handel" zu bewältigen ist.
Fakt ist, dass sich die betriebswirtschaftliche Situation speziell im Fach-Einzelhandel weiter verschlechtert. Grund: Die private Nachfrage ist quer durch alle Branchen rückläufig. Besonders stark betroffen sind die Umsätze im Bereich Textilien, Bekleidung und Schuhe, Haushaltswaren sowie Elektrogeräte.
"Warum in dieser Situation ein ungebremstes Wachstum an Verkaufsflächen zu Lasten qualifizierten Personals betrieben wird, ist mir ein Rätsel", sagt Kaapke. Auch neue Betriebsformen gewinnen an Bedeutung. So seien in Deutschland 22 neue Outlet-Center in Planung, so viel wie in keinem anderen Nachbarland.
Leider werde das weiter rückläufige Geschäftsklima von den Einzelhändlern nicht realistisch eingeschätzt. Sie beurteilen es positiver als die Kunden, denen aufgrund von höheren Kosten für Wohnung, Wasser, Strom und Brennstoffe weniger Geld für den Konsum zur Verfügung stehe. Auch die demografische Entwicklung zwinge zu Anpassungen: "Wir werden zwar älter, aber immer weniger und dafür multikultureller."
Der Anteil der Menschen über 65 Jahre steige bis zum Jahr 2050 von 19 auf 33 Prozent. Das bedeute für den Einzelhandel eine Umstellung auf das Kaufverhalten älterer Kunden. Eine Chance haben die Händler gegen all diese Veränderungen nur, wenn sie den Schulterschluss wagen und mit gemeinsamen Aktionen an einem Strang ziehen.
Hier ist er sich ganz einig mit dem langjährigen Vorsitzenden der Werbegemeinschaft Krefeld, Franz-Joseph Greve, der ein attraktives Geschäftsumfeld empfiehlt: "Wuchern Sie mit dem Pfund, dass Krefeld so günstige Parkgebühren hat, um Kunden aus dem Umland anzuziehen." Bereits jeder fünfte Arbeitsplatz in Krefeld hänge vom Umland ab.
Als "Riesenerfolg" bezeichnet Greve Aktivitäten wie die Krefelder Samstage. Als zugkräftige Idee hofft er auf den Männersamstag. "Um uns herum steppt der Bär: Wenn wir im Wettbewerb mit Duisburg, Mönchengladbach und Venlo, wo überall neue Geschäftszentren entstehen, bestehen wollen, müssen wir unser Engagement erhöhen", wirbt er um neue Mitstreiter.