Interview: Schwere Wochen bei der TAG sind vorbei
Die TAG ist wieder in sicherem Fahrwasser. Die WZ sprach mit Geschäftsführer Jürgen Farrenkopf.
Krefeld. Herr Farrenkopf, ist die Insolvenzzeit bei dem Krefelder Traditionsunternehmen TAG komplett beendet?
Farrenkopf: Soweit es den operativen Geschäftsbetrieb betrifft, ja! Die hierfür notwendigen Vermögenswerte wie Immobilien, Maschinen, Vorräte etc. wurden im Rahmen eines "asset-deals" von den Investoren gekauft. Für den Unternehmenszweck nicht notwendige Teile, wie z.B. bestimmte Beteiligungen an einer Immobiliengesellschaft in den neuen Bundesländern, unterliegen noch der Insolvenzverwaltung durch Rechtsanwalt Eberhard Stock. Die neue "TAG Composites & Carpets GmbH" ist aber wieder in Freiheit.
Wie war die Stimmung während der Insolvenzzeit - sowohl bei der Belegschaft als auch beim Chef selber?
Farrenkopf: Nachdem wir unseren Partnern (Kunden, Lieferanten etc.) gegenüber immer sehr offen kommuniziert haben, konnten wir dort großes Vertrauen und eine beeindruckende Loyalität antreffen. Gleiches gilt im übrigen für unsere Mitarbeiter. Daher haben wir nach einer sehr kurzen Zeit der Aufregung tatsächlich mit einem Maß an Normalität weiter gearbeitet, wie ich es selbst kaum gehofft hatte. Nicht wenige extern Beteiligte hat diese Moral in unserem Hause schon sehr beeindruckt - im übrigen auch besonders den Gläubigerausschuss. Ich selbst, das weitere Management und natürlich Herr Stock haben ohnehin zu keinem Zeitpunkt an der Fortführung des Unternehmens gezweifelt.
Wie wurde der Einstieg der Investoren aufgenommen?
Farrenkopf: Nachdem klar war, wer die Investoren sein werden, ist dies von den Mitarbeitern und auch unseren Kunden mit großer Erleichterung und Zufriedenheit zur Kenntnis genommen worden. Mit dieser Konstruktion der "Spectra-Industriekapital, München", der "Kleinewefers Beteiligungs-GmbH, Krefeld" und dem Managament sind die Weichen für eine dauerhafte und Erfolg versprechende Zukunft gestellt.
Mussten bei der Restrukturierung betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden?
Farrenkopf: Natürlich haben wir die Möglichkeiten, die eine Insolvenz bietet, genutzt, um das Unternehmen noch besser auf unsere Kernkompetenzen hin auszurichten. Gleichwohl haben wir sehr moderat umstrukturiert, so dass von den ursprünglich ca. 246 Arbeitsplätzen ca. 217 erhalten bleiben. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass uns jedes betroffene Einzelschicksal schmerzt.
Haben Sie schon Resonanz, auch von Kunden oder Geschäftsführer-Kollegen?
Farrenkopf: Wie erwartet, zeigen sich unsere Kunden, Lieferanten und übrigen Partner extrem beruhigt. Besondere Glückwünsche haben wir von verschiedensten Seiten erhalten, dass wir die Phase der Insolvenz innerhalb von nur vier Monaten beenden konnten. Dies ist schon etwas Besonderes. Übrigens haben wir bislang keinen einzigen Kunden verloren - auch das ist außergewöhnlich in einer Insolvenz.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter?
Farrenkopf: Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwalt Eberhard Stock, aber auch zwischen den Mitarbeitern seiner Kanzlei und uns war immer und ohne jede Einschränkung positiv und von einem großen Maß an gegenseitigem Vertrauen gekennzeichnet. Das unbedingte Bemühen um eine schnelle und gute Lösung für das Unternehmen stand auch bei Herrn Stock immer im Vordergrund - natürlich ohne dabei die Interessen der Gläubiger, denen er letztlich verpflichtet ist, aus den Augen zu verlieren.
Wie wurden die beiden Investoren gefunden? Und ändert sich für Sie etwas in der Funktion des Geschäftsführers?
Farrenkopf: Im ersten Schritt wurde mit Hilfe der Firma "BC-Consult, Düsseldorf", die als M & A-Agent Investoren eingeworben hatte, die Firma Spectra-Industriekapital GmbH, München gefunden. Herr von Rintelen, geschäftsführender Partner dieses Unternehmens, hat dann seinerseits den Kontakt zu Jan Kleinewefers, Krefeld, aufgenommen.
Traditionsunternehmen: Das Unternehmen wurde 1918/19 gegründet, beschäftigt derzeit ca. 217 Mitarbeiter und hat Standorte an der Glockenspitz 36 und an der Gladbacher Straße 465.
Kerngeschäft: TAG produziert technische Textilien und veredelt Teppiche.
Krise: Aufgrund von Auftragsverschiebungen und Pensionsforderungen, die nicht mehr zu begleichen waren, musste die TAG Textilausrüstungsgesellschaft Schroers GmbH & Co. KG Anfang November 2006 Insolvenz anmelden.