Migrantinnen: Die Sprache ist der Schlüssel für Erfolg im Job

Ein Kurs von VHS und Haus der Familie gibt 15 Frauen die Chance, eine Arbeit zu finden.

Krefeld. Kataryna, Andchoie, Abeer und Sergi haben unterschiedliche kulturelle Wurzeln und sehr verschiedene Lebnsgeschichten. Dennoch sind sie in den vergangenen sechs Monaten zusammen gewachsen und haben sich etwas gemeinsam erarbeitet: eine berufliche Perspektive. Im vergangenen Herbst haben sie davon nur im Stillen zu träumen gewagt - in Deutschland, einem für sie fremden Land, ohne Sprachkenntnisse und gesellschaftliches Wissen. Dass für sie dieser Traum Wirklichkeit geworden ist, verdanken sie dem Haus der Familie und der Volkshochschule, die erstmalig den Kurs "Mein Start . . ." für Migrantinnen angeboten haben.

Die 28-jährige Polin, die 32-jährige Afghanin, die 34-jährige Jordanierin und die 29-jährige Türkin sind vier von insgesamt 15 Frauen, die sich ab dem vergangenen November fast täglich in der Woche getroffen haben. Am vergangenen Freitag, zum Abschluss des Kurses, hieß es, voneinander Abschied zu nehmen. "In der Zwischenzeit haben sie sehr viel gelernt und noch mehr Mut und Selbstvertrauen gewonnen, dass sie als Migrantinnen auch unserer Gesellschaft etwas zu bieten haben", fasst Ute Hüsgen vom Haus der Familie die Erfahrungen aller zusammen.

Ziel des dreiteiligen Projektes war es, in sechs Monaten herauszufinden, welche Möglichkeiten die Arbeitswelt für jede Kurs-Teilnehmerin bietet, wo die eigenen Fähigkeiten liegen, was sie für Fertigkeiten für ihren Traumberuf noch brauchen, was zu ihrer familiären Situation passt - und dann auszuprobieren, wie sie mit den neuen Herausforderungen zurechtkommen. "Was sich zunächst scheinbar einfach anhört, ist harte Arbeit, zumal Grundkenntnise in Deutsch vorausgesetzt wurden, die eigenen Kinder in der Zeit untergebracht sein mussten und die Frauen bereit sein sollten, Neues zu lernen", erläutert Hüsgen.

Abgeschreckt hat es die Kursteilnehmerin nicht. Im Gegenteil. Hüsgen: "Sie haben alles aufgesaugt wie ein Schwamm". Abeer Al.Ouris Augen strahlen, wenn sie sich an ihre Praktikumszeit erinnert. Die gelernte Sportlehrerin hatte zwei Wochen lang in einer Reha-Klinik gearbeitet. "Das war eine sehr schöne Erfahrung." Die Jordanierin, die in wenigen Monaten ihr drittes Kind bekommt, will nur kurz pausieren und dann nach der "Baby-Pause" bereits im Winter einen Sportkurs zunächst im Haus der Familie anbieten.

Obwohl Andchoie Mahjuba vor mehr als 15 Jahren in Russland Pharmazie studiert hatte, traute sich die Afghanin eine Beschäftigung in Deutschland nicht zu. Sie ist vor zwölf nach Deutschland gekommen, hatte im dortigen Krieg alle ihre Papiere verloren, und hier laut Auskunft des damaligen Arbeitsamtes keine Aussicht auf eine Anstellung. "Das Praktikum hat mir wieder Mut gemacht", erzählt auch sie glücklich. Das hatte sie in einer Krefelder Apotheke mit so viel Engagement gemacht, dass es prompt verlängert wurde. Dadurch kann sie die notwendigen deutschen Prüfungen jetzt hier nachholen.

Erste Phase: Eigene Fähigkeiten und Grenzen erarbeiten, Informationen zum hiesigen Arbeits- und Ausbildungsmarkt, Selbsterprobung mit kreativen Methoden.

Zweite Phase: Deutschkenntnisse im Hinblick auf den Beruf vertiefen. EDV-Kenntnisse erwerben.

Dritte Phase: Arbeitsfelder erarbeiten. 14-tägiges Praktikum, Perspektiven erarbeiten.

Kosten: Durch LOS-Fördermittel der EU war der Kurs kostenlos.