Menschen mit Behinderung - Das ungenutzte Potenzial
Es gibt zu wenige Stellen für Menschen mit Behinderung. Die Arbeitsagentur appelliert an Firmen.
Krefeld. Susanne Fuchs (27) ist lernbehindert. Sie hat eine langsamere Auffassungsgabe als andere und Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Sie ist schüchtern und braucht immer eine Weile, um aus sich herauszugehen. Und genau diese Schwächen machen sie für ihre Arbeitgeberin zu einer wertvollen Mitarbeiterin:
„Susanne hat ein ganz besonderes Talent, auf unsere Bewohner einzugehen. Durch ihre zurückhaltende Art findet sie den Zugang zu den alten Menschen sehr schnell“, sagt Angela Prietz. Sie ist Leiterin des Seniorenzentrums Dreikönigenhaus und mit Susanne Fuchs, die seit April als hauswirtschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt ist, vollauf zufrieden. „Das Engagement und die Zuverlässigkeit, mit der Susanne ihre Arbeit erledigt, sind beeindruckend und fachlich super“, sagt Prietz.
Aufmerksamer Zuhörer am Donnerstagmorgen sind Ingo Zielonkowsky und Jürgen Fonger. Der Leiter der Krefelder Arbeitsagentur und sein Teamleiter für die Vermittlung von Behinderten und Schwerbehinderten wissen um die Vorbehalte von Arbeitgebern bei der Einstellung dieser Personen, wissen auch um die oft vorhandenen technischen Umsetzungsschwierigkeiten in den Betrieben.
Sie kennen die Zahlen: „Menschen mit Schwerbehinderung profitieren noch nicht von der positiven Dynamik am Arbeitsmarkt. Der Anteil dieser Persongruppe an allen Arbeitslosen liegt bei 10,5 Prozent. Dagegen beträgt ihr Anteil an der Beschäftigung bei nur 4,2 Prozent — und dass, obwohl sich die beruflichen Qualifikationen von Behinderten und Nichtbehinderten kaum voneinander unterscheiden. Viele Menschen mit Handicap verfügen über eine fundierte Berufsausbildung“, sagt Zielonkowsky.
Susanne Fuchs ist nach der Schulzeit vom Reha- und Schwerbehindertenteam der Arbeitsagentur mit Teamleiter Fonger an den Krefelder Standort des Berufsförderungswerkes Oberhausen vermittelt worden. Dieses Werk ist am Programm „Unterstützte Beschäftigung“ beteiligt; Susanne Fuchs absolvierte eine Ausbildung zur Hauswirtschaftshelferin; die Krefelder Arbeitsagentur finanzierte in dieser Zeit Ausbildungskosten und Lebensunterhalt.
Das Fonger-Team informiert und berät Arbeitgeber umfassend über die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Fongers Appell an Arbeitgeber: „Ich würde mir angesichts der 1543 arbeitslosen Menschen mit Handicap in Krefeld und dem Kreis Viersen mehr Stellen für Behinderte wünschen.“
Angela Prietz: „Es ist für behindete Menschen wichtig, die gleiche Chance wie alle anderen Arbeitnehmer zu bekommen.“ Auch Zielonkowsky wirbt um solche Stellen: „Das Weniger an Leistungsfähigkeit wird durch individuelle Vürzüge aufgehoben. Dieser individuelle Ansatz ist uns sehr wichtig; das normale Leistungsbild ist hier zu oberflächlich. Mein Appell an die Arbeitgeber: Nutzt diese Potenziale.“