Velaro für Russland: Sprintstarker Wanderfalke aus Uerdingen

Der neue Velaro für Russland wird am Dienstag auf der InnoTrans in Berlin vorgestellt.

Krefeld. Russlands erster Hochgeschwindigkeitszug, Velaro RUS, wird am Dienstag auf der Messe InnoTrans in Berlin vorgestellt - und wurde aus dem Herstellungswerk Uerdingen dorthin transportiert. Bei einem Reisetempo von 250 km/h tritt Russland damit heute offiziell in das Zeitalter der Hochgeschwindigkeit ein.

Zusammen mit Heinrich Hiesinger, Chef des Siemens-Sektors Industry, enthüllt der Präsident der russischen Bahngesellschaft RZD, Vladimir Yakunin, heute drei Wagen des ersten Zuges. RZD taufte die schnellste Zugserie des Landes "Sapsan", russisch für "Wanderfalke". Auftragswert für insgesamt acht Züge und Wartung über 30 Jahre: 600 Millionen Euro. Fertigungsort: Krefeld-Uerdingen.

Bisher betreiben erst acht Länder weltweit ein Netz für Hochgeschwindigkeitszüge, darunter Deutschland, Frankreich und Japan. Hiesinger misst dem Auftrag der russischen Bahngesellschaft auch große Bedeutung für Siemens bei: "Der Rollout des ersten russischen Hochgeschwindigkeitszuges ist ein wichtiger Meilenstein in der langjährigen und erfolgreichen Partnerschaft zwischen Russland und Siemens. Diese wollen wir künftig weiter ausbauen - vor allem auf dem Verkehrssektor."

Die in Berlin ausgestellten Wagen sind nur ein Teil des ersten Zuges, der aus insgesamt zehn Wagen besteht. Ab Ende 2009 sollen die Züge Moskau und St. Petersburg miteinander verbinden. Die Fahrtzeit verkürzt sich um etwa eine Stunde.

Alle Elemente des Zuges, wie Technik, Isolation und Schmierstoffe sind für die extremen klimatischen Bedingungen in Russland ausgelegt. So ist er bis zu einer Außentemperatur von minus 50 Grad Celsius betriebsfähig. Später sollen die Hochgeschwindigkeitszüge auch auf der Strecke Moskau-Nishni Novgorod eingesetzt werden.

Die zehnteiligen Triebzüge haben eine Gesamtlänge von 250 Metern und bieten Platz für 604 Fahrgäste. Die Länge der Bahnsteige in Russland macht es möglich, dass die Züge zwei Wagen mehr haben und 50 Meter länger sind als beispielsweise der VelaroE der spanischen Bahn. Die Fahrzeuge sind außerdem für die russische Breitspur ausgelegt und 33 Zentimeter breiter als die in Deutschland eingesetzten ICE 3.

Mit einer installierten Antriebsleistung von 8000 Kilowatt, vergleichbar mit rund 11.000 Pferdestärken, ist der Velaro RUS für eine betriebliche Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h vorgesehen, kann aber auf 300 km/h aufgerüstet werden. 50 Prozent der Achsen sind direkt angetrieben. Darüber hinaus ermöglicht dieses Antriebskonzept das Befahren von steileren Streckenabschnitten.

Ein Entwicklungsprogramm der russischen Regierung ermöglicht der RZD, bis in das Jahr 2030 bis zu 400 Milliarden Euro in den Ausbau des Schienennetzes und neue Züge zu investieren. In den kommenden Jahren sollen etwa 20000 km Bahnstrecke entstehen, davon 1500 km Hochgeschwindigkeitsstrecken.