Wohin mit dem Plastikmüll?
Im Umweltausschuss wird darüber diskutiert, ob Gelbe Tonne und Gelber Sack ihren Zweck erfüllen — und welche Alternativen es gibt.
Christian Kellers ist als „sachkundiger Bürger“ Mitglied des Umweltausschusses. In der jüngsten Sitzung wurden sein Antrag und die Antwort der Stadtverwaltung diskutiert, ob die Systeme Gelbe Tonne und Gelber Sack ihren Zweck erfüllen, ob zusätzlich an zentralen Sammelstellen Gelbe Container aufgestellt werden oder diese ganz die Funktion von Tonnen und Säcken übernehmen sollen. Seine Überlegung ist, wie sich die Bereitschaft der Bürger steigern lässt, mehr aus dem Restmüll als bisher zu trennen.
In Krefeld sind 38 800 Gelbe Tonnen im Einsatz, davon 16 000 als 120-Liter-Tonnen, 21 500 à 240 Liter und 1 500 als 1 100-Liter-Container für Gebäude mit mehr als 30 Bewohnern. Alternativ zu den Gelben Tonnen erhalten Bürger 26 Gelbe Säcke pro Jahr bei zweiwöchiger Leerung. Damit sei sichergestellt, so der Bericht, dass alle Krefelder Haushalte ihre Leichtverpackungen entsorgen können. Helmut Döpcke, Verantwortlicher des Kommunalbetriebs und des Fachbereichs Umwelt, erläuterte die Hintergründe für das bisherige Vorgehen. Das in Krefeld gewählte Duale System sei ein privatwirtschaftlich betriebenes. Somit sei es nicht die Entscheidung der Stadt, ob sich der Bürger eine Tonne oder einen Sack vor die Tür stellen wolle.
Die Getrennthaltungspflicht in Verbindung mit wirtschaftlichen Anreizen zur Vermeidung von Müll funktioniere exzellent, versichert Döpcke. Werfe der Verbraucher seine Verpackung in die Restmülltonne, zahle er zweimal (einmal für die Verpackung beim Einkauf und für die Schwarze beziehungsweise Rote Tonne).
Von Zwang hält der Verwaltungsfachmann wenig. „Wir können Bürger nicht zwingen, eine Gelbe Tonne zu benutzen. Wer keinen Platz dafür hat, soll sich für den Sack entscheiden dürfen.“ Eine flächendeckende Aufstellung Gelber Tonnen scheitere an den streikenden Firmen des Dualen Systems, weil diese die Tonnen anschaffen müssten. Alternativ große Sammelbehälter aufzustellen, erlaube das Verpackungsgesetz nicht. Dazu wäre eine neue Ausschreibung unter den zehn Betreibern des Dualen Systems erforderlich. Man sei aus Qualitätsgründen mit der derzeitigen Entsorgung über die städtische Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft Krefeld sehr zufrieden.
Auch bei Fehlbefüllungen der Tonnen könne die Stadt nicht einschreiten. Die Entsorger könnten die Tonnen lediglich ungeleert stehenlassen.
„Viele Bürger verstehen nicht, warum das Bobby-Car, das komplett aus Kunststoff besteht, nicht in den gelben Müll gehört, sondern als Restmüll entsorgt werden muss“, nennt Döpcke ein Beispiel für die Fragen vieler Bürger beim Entsorgen von Kunststoffen. Bis heute müssten deshalb viele Stoffe aus dem gelben Müll wieder aufwendig getrennt werden. Die Diskussion im Ausschuss ging um die Frage, ob nicht eine Wertstofftonne für Krefeld besser wäre, in der dann nicht nur alle Kunststoffe, sondern auch kleine Elektrogeräte entsorgt werden könnten.
Laut Döpcke ist derzeit im Bund ein Wertstoffgesetz politisch nicht durchsetzbar, so dass man mit dem Verpackungsgesetz leben müsse, das zumindest besser sei als die alte Verordnung. Das Gesetz tritt aber erst 2020 in Kraft. Damit hätten die Städte und die Gemeinden dann mehr Einfluss auf die Abfuhrbezirke und die Entsorgungstakte.
SPD-Ausschussmitglied Gabi Schock regte an, die Restmüllmengen neu zu ermitteln, was zuletzt 2005 geschehen sei. Außerdem solle sich der Kommunalbetrieb äußern, ob ihm an der Wertstofftonne gelegen sei. Laut Döpcke würde die Einführung der Wertstofftonne zu einer erheblichen Steigerung der Gebühren führen, weil die aktuellen Sortieranlagen dafür nicht geeignet seien. „Der Weg dorthin ist noch weit.“ Anja Cäsar (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte, dass sich die Müllentsorgung stets nach der Wirtschaftlichkeit richte, anstatt nach Abfallentsorgung und Recycling. „Lieber alles schön verbrennen“, sagte sie im Hinblick auf die Auslastung der städtischen Müllverbrennungsanlage.
Auch die Vermeidung von Kunststoffmüll, der im Meer landet, war ein Herzensanliegen mehrerer Ausschussmitglieder. Doch da konnte Döpcke die Mitglieder beruhigen: „Was in Krefeld über die Gelbe Tonne entsorgt wird, landet nicht im Meer.“