Krefeld Pinguine Wolfgang Schulz: „Zukunft der Pinguine bis Weihnachten entschieden“ (mit Video)

Pinguine-Boss Wolfgang Schulz spricht über das Leben als Rentner, die Verhandlungen um den neuen Mietvertrag und den Saisonstart.

Foto: Bischof

Krefeld. Mehr als zwei Jahrzehnte engagiert sich Wolfgang Schulz bei den Krefeld Pinguinen. Der Aufsichtsrats-Vorsitzende ist seit kurzem Rentner. Eine Rolle zum Eingewöhnen. Vor dem Saisonstart spricht Schulz über den Verkauf seiner Firma, sein neues Leben, die Verhandlungen über einen Mietvertrag und die neue Mannschaft der Pinguine.

Herr Schulz, wie fühlt es sich an, sich selbst den Stuhl vor die Türe gestellt zu haben mit dem Verkauf Ihrer Firma an eine Holding von Milliardär Warren Buffet?

Wolfgang Schulz: Das war ja klar. Wer verkauft, hat verkauft.

Seit wann sind Sie denn Rentner?

Schulz: Seit 14 Tagen. Wir hatten beim Verkauf ein halbes Jahr Übergangszeit vereinbart.

Verlaufen Sie sich morgens denn jetzt schon mal?

Schulz: Nee, nee, ich habe jetzt ein neues Büro.

Bei den Pinguinen?

Schulz: Nein, in der Nähe vom Stadtwald.

Was haben Sie denn vor, jetzt zu machen?

Schulz: Mal sehen, was die Zukunft bringt. Wenn man das ganze Arbeitsleben unterwegs war, ist es jedenfalls eine Umstellung und eine Herausforderung, auf die ich gespannt bin.

Sie würden gerne zu Hause bleiben, dürfen aber nicht?

Schulz: Ich war jahrelang zwischen acht und neun Monaten unterwegs, weshalb es mir nicht unbedingt im Blut liegt, zu Hause zu bleiben.

Haben Sie konkrete Pläne?

Schulz: Nein. Ich weiß aber, dass ich nicht Karten spielen werde, nicht fischen gehe. Irgend etwas werde ich machen.

Sie wollen uns nicht sagen, was sie vorhaben, obwohl sie ein neues Büro haben.

Schulz: Es gibt noch nichts Konkretes. Aber ich muss ja von Zuhause weg, ich kann ja nicht irgendwo auf einer Parkbank sitzen. (lacht)

Ist Wolfgang Schulz ein rüstiger Rentner oder rastloser Unternehmer im Ruhestand?

Schulz: Rastlos ist etwas anderes als ich es bin. Rüstig schon.

Haben Sie etwas von Ihrer neugewonnenen Freizeit?

Schulz: Doch, habe ich. Ich fülle die aus.

Nach dem Verkauf der Firma könnten Sie jetzt sogar den König-Palast kaufen.

Schulz: Dies ist definitiv nicht in meiner Planung vorgesehen.

Der König-Palast wird aber wesentliches Thema bleiben für die Zukunft der Pinguine. Die Gespräche über den neuen Mietvertrag laufen. Laufen sie gut?

Schulz: Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ende. Wir haben in den nächsten drei Monaten noch drei, vier weitere Gespräche. Ich gehe davon aus, dass wir bis Weihnachten wissen, wo es hingeht.

Was sind die Pfeiler für den neuen Vertrag?

Schulz: Mit der aktuellen Situation des Krefelder Eishockeys, der Hallensituation an der Westparkstraße, werden die Pinguine nicht auf Dauer DEL spielen. Wir sind nach den Etatzahlen Vorletzter oder sogar Letzter.

Den Pinguinen fehlen Einnahmen, Sponsorengelder. Haben alle im Club dafür einen guten Job gemacht?

Schulz: Wir haben auf der Position des Geschäftsführers einige Wechsel gehabt. Das ist sicher nicht hilfreich gewesen, zusätzlich Sponsoren zu bekommen. Es ist uns nicht gelungen, in den letzten Jahren in Krefeld Sponsoren zu besorgen, die die Einnahmeseite wesentlich erhöht hätten. Wir haben das versucht. Aber irgendwo bekommen wir das nicht richtig transportiert, dass der Mittelstand in Krefeld, der ja groß ist und bedeutende Firmen hat, mit größeren Summen einsteigt. Da die Schere von Kosten und Einnahmen immer weiter auseinandergeht, wird es schwierig. Alles wird teurer, nur die Einnahmen bleiben oder verringern sich. Daran sind wir mit dem sportlichen Abschneiden in den beiden letzten Jahren natürlich mit schuld.

Das heißt, es braucht jetzt mal eine sportlich gute Saison, um finanziell Luft zu bekommen?

Schulz: Ich glaube, dass das helfen würde. Wir sind jetzt den Weg gegangen mit jungen Spielern, vielen Zugängen, vieles zu verändern und auszutauschen. Ich habe auch den Eindruck, dass die Fans das so sehen und gutheißen.

Die Fans haben in den vergangenen beiden Spielzeiten gezeigt, wie leidensfähig sie sind.

Schulz: Unsere Fans sind super. Ein großes Kompliment. Ich würde mir in wirtschaftlicher Hinsicht eine ähnliche Unterstützung vom Mittelstand in Krefeld wünschen.

Was fällt Ihnen denn da auf?

Schulz: Es gibt immer welche, die sagen, sie helfen, wir sind dabei. Wenn es dann aber konkret wird, sitzt kaum mehr jemand mit am Verhandlungstisch.

Noch einmal zurück zum Kö-Pa. Es geht um bessere Konditionen für die Pinguine im neuen Mietvertrag. Das war vor drei Jahren bei den Verhandlungen auch das Thema — das Ergebnis ist nicht so berauschend offenbar.

Schulz: Ich möchte da jetzt nicht mehr über die Vergangenheit reden. Aktuell haben wir ein faires Verhältnis und gute Verhandlungen. Ob die zu etwas führen, müssen wir sehen.

Knackpunkt ist der Generalvertrag der Seidenweberhaus GmbH mit der König-Brauerei. Sie würden gerne in dieses Geschäft einsteigen, an den Geldern ihrer Kunden bei den Spielen partizipieren.

Schulz: Wir wissen ja, dass Bier ein großer Faktor im Sport ist. Nur, wir haben nichts davon. Wir sind damit der einzige Verein in der DEL, der von Bier nichts hat. Wir wollen da aber mitverdienen. Iserlohn hat einen Zehn-Jahres-Vertrag mit Krombacher. Das könnten wir gar nicht. Das Geld fehlt. Da geht es um 300 000 und 700 000 Euro. Auch das Catering ist über die Seidenweberhaus GmbH geregelt. Das geht auch an uns vorbei. Da gibt es auch einen Gewinn von rund 200 000 Euro.

Und wie soll jetzt der Fuß in die Türe kommen?

Schulz: Uns muss es für die Zukunft des Standortes gelingen, dass wir die Schankrechte bei den Spielen bekommen. Da liegt Potenzial für uns. Wir reden dabei von einem Umsatz von mehr als 500 000 Euro.

Wer soll denn den Knoten zerschlagen?

Schulz: Das muss uns gelingen.

Das ist Teil der Verhandlungen?

Schulz: Ja, darüber wird diskutiert.

Erwarten Sie ein Signal der Politik?

Schulz: Das muss von der Stadt ausgehen. Die Grundsatzentscheidung wird heißen: Will man in Krefeld Eishockey, oder will man es nicht? Auf dem Rücken von Borgmann, Berten und Schulz geht das nicht mehr.

Verknüpfen Sie denn Ihr weiteres Engagement bei den Pinguinen mit dem Ergebnis der Verhandlungen?

Schulz: Abhängig mache ich das davon nicht, aber sie beeinflussen meine Entscheidung.

Freuen Sie sich denn ungetrübt auf die neue Spielzeit?

Schulz: Ich bin sehr gespannt. Die Siege gegen Iserlohn und Köln tun der Seele gut. Ich glaube, wir haben in Andrew Engelage einen sehr stabilen Torhüter. Das Team ist schneller, engagierter. Wie wir das aufs Eis bringen, wird sich zeigen.

Dass Sie den richtigen Trainer haben, davon sind Sie überzeugt?

Schulz: Zu 100 Prozent. Einer der größten Fehler, die ich damals gemacht habe, war die Trennung von Rick Adduono vor fast zwei Jahren.

Wer ist Ihnen von den Zugängen positiv aufgefallen?

Schulz: Ich finde unsere skandinavische Fraktion sehr positiv. Und auf Justin Feser bin ich gespannt. Ich glaube, wir haben bei den Transfers einige Nadeln im Heuhaufen gefunden. Das war auch unser Ziel.

Von welchen Spielern, die im Vorjahr im Kader standen, erwarten Sie mehr?

Schulz: Unsere Führungsspieler müssen konstanter Leistung abrufen.

Sie meinen Pietta, Müller, Schymainski, St. Pierre?

Schulz: Kurz vor Weihnachten war die Haltung ja so: Na gut, wir verlieren ja sowieso. Das muss und wird vorbei sein.

Die Zeit des Streichelns damit auch?

Schulz: Die ist schon länger vorbei. Nach dem Trainerwechsel vor Weihnachten haben die Spieler eine Ansage bekommen — ihr steht auf dem Eis, ihr bekommt es nicht auf die Reihe, ihr macht die Fehler. Nicht der Trainer.

Matthias Roos ist Sportdirektor und seit dem Weggang von Karsten Krippner zudem Geschäftsführer. Ist das ein Modell mit Zukunft? Denn die Frage bleibt: Wer entlässt denn wann wen, wenn es einer in Personalunion macht?

Schulz: Wir haben eine Situation, die aktuell positiv ist. Die Saison steht vor der Türe, Sponsoren gibt es jetzt keine mehr zu gewinnen, das passiert im Herbst. Herr Roos ist kaufmännisch gut ausgebildet. Aber uns ist auch klar, dass er das alles nicht alleine machen kann. Wir werden entsprechend darauf reagieren. Aber für diese Saison macht eine Veränderung keinen Sinn mehr.

Was verändert sich denn in Ihrem Leben jetzt noch mit der gewonnenen Zeit — gehen Sie auch mal zum KFC?

Schulz: Nein, sicher nicht. Das ist ganz einfach, ich bin kein Fußball-Fan, schaue auch ganz wenig Fußball im Fernsehen. Ja klar, bei Weltmeisterschaften schon.