WZ TV: Die Leitstelle schläft nie

Zwölf Verkehrsmeister sorgen in der Steuerungszentrale dafür, dass Busse und Bahnen möglichst reibungslos rollen.

Krefeld. Besonders dynamisch sieht es nicht aus, wenn Detlef Hoerschkes (52) sein „dynamisches Fahrgastinformationssystem“ (DFI) füttert. Und besonders informativ sind die Worte, die er hastig in den Computer tippt, auch nicht: „Fahrplanabweichung nach Gleissperrung“. Zwei Minuten später will eine Straßenbahnfahrerin wissen, wo die Sperrung denn überhaupt ist.

Hoerschkes ist an diesem Nachmittag als Verkehrsmeister eingeteilt. Insgesamt 27 Straßenbahnen und 67 Busse hören auf das Kommando des Mannes, der seit 21 Jahren in der Leitstelle der Stadtwerke Krefeld (SWK) an der St. Töniser Straße arbeitet.

Hoerschkes hat nicht viel Zeit, um 13.31 Uhr hat es einen Zwischenfall gegeben: Fahrzeug 610 von der Linie 41 meldet eine Türstörung und blockiert die Strecke. „Ich steh hier an Kempener Platte und krieg’ die Tür nicht zu“, krächzt es aus dem Lautsprecher. Der Fahrer klingt genervt. Sein Fahrzeug will nicht begreifen, dass die Türen eigentlich längst geschlossen sind. Schon melden sich die Kollegen und beschweren sich.

„610 ist defekt“, funkt der Verkehrsmeister, „nachfolgende Fahrzeuge müssen warten. Der Fahrzeugtrupp ist schon auf dem Weg.“ Alles muss schnell gehen, die Strecke soll wieder frei werden.

Dass Dutzende Kunden gerade ratlos an den Haltestellen stehen und sich fragen, wie lange denn die „Gleissperrung“ dauern wird, hat in diesem Moment keine Priorität für den Verkehrsmeister. Denn das Team der Leitstelle ist gut ausgelastet. „Der Arbeitsaufwand im Störungsfall ist über die Jahre nicht geringer geworden“, sagt Hoerschkes. Es klingt, als wolle der Verkehrsmeister noch etwas anderes sagen, aber sein Chef steht daneben.

„Die Straßenbahn ist unser Sorgenkind“, berichtet der Mann mit grauem Stoppelbart und Brille. Immer wieder führen Defekte und Unfälle dazu, dass die Kunden warten müssen.

Dabei wäre es für viele Wartende hilfreich, wenn die 73 digitalen Anzeigetafeln im Störfall ein paar mehr Infos böten. „Wir haben die Defizite erkannt“, versichert Guido Stilling, Geschäftsführer von SWK Mobil. Bis Mai will er nach eigenen Angaben Mitarbeiter weiterbilden, damit sie die Kunden an den Haltestellen aktuell mit Infos beliefern. Der Verkehrsmeister soll nur noch dafür zuständig sein, Probleme im Netz zu lösen.

Dessen Job ist kompliziert: Über einen Bildschirm verfolgt Hoerschkes in Echtzeit, wie sich die Busse und Bahnen durch die Stadt bewegen. Im Minutentakt beantwortet er Telefonate und Anfragen der Kollegen. „Diese Aufgabe ist sehr verantwortungsvoll“, erklärt Teamleiter Stefan Fuchs. Sechs Jahre hat Hoerschkes selbst hinterm Steuer von Bussen und Bahnen gesessen, ehe er ans Schaltpult wechselte.

Die Leitstelle schläft nie. In drei Schichten halten zwölf SWK-Leute den Betrieb rund um die Uhr aufrecht. Dabei arbeiten immer zwei Mann im Team: Während der Verkehrsmeister das Netz am Bildschirm überwacht, steht ein Außendienstkollege bereit für Reparaturen an der Strecke.

Das Problem an der Kempener Platte kann Detlef Hoerschkes übrigens bereits nach zehn Minuten beheben: Die Fahrgäste wechseln in die nächste Bahn, den defekten Zug beordert er zurück ins Depot — die „Fahrplanabweichung nach Gleissperrung“ verschwindet von den Anzeigetafeln.