Leben Zeitzeugen und Geschichtsschreiber gesucht
Arbeiter-Samariter-Bund sucht Menschen, die 70 bis 80 Jahre alt sind und über ihren Alltag von damals erzählen wollen.
Krefeld. Wer sich an Kinderspiele wie Kickern, Murmeln oder „Verstoppen“ und an Hamsterfahrten oder „Fringsen“ erinnern kann, der hat in der Kriegs- und direkten Nachkriegszeit gelebt. Wer heute um die 80 Jahre ist, hat viele Umbrüche erlebt und sein Leben unter schwierigen Situationen meistern müssen: Weimarer Republik und Nationalsozialismus, Kriegsbeginn und Kriegsende, Wiederaufbau, Währungsreform und Wirtschaftswunder. Ältere Menschen können von Dingen erzählen, die sich Jüngere kaum mehr vorstellen können — und viele Ältere erzählen gerne.
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) möchte diesen Erinnerungsschatz bewahren und startet daher das Projekt „Geschichtsschreiber“. Gesucht werden zum einen Zeitzeugen, die aus ihrem Leben erzählen möchten, die von der „guten alten Zeit“ und von Schrecken, für die manchmal kaum Worte reichen, berichten. Hier sind nicht unbedingt außergewöhnliche Lebensläufe gefragt, denn auch ganz Alltägliches war vor 70, 80 Jahren ganz anders als heute, so dass es für nachfolgende Generationen interessant ist.
Bärbel Deussen, Freiwilligenkoordinatorin beim ASB, ist es besonders wichtig, dass „die älteren Geschichtserzähler durch dieses Projekt Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren“. Zum anderen werden Freiwillige gesucht, die Freude am Schreiben und Interesse an den Erinnerungen von Zeitzeugen haben.
Der ASB vermittelt sie an ältere Krefelderinnen und Krefelder, die sie zuhause besuchen, sich deren Geschichte(n) erzählen lassen und diese aufschreiben sollen. Beim Aufschreiben dieser Erinnerungen werden die Freiwilligen beim ASB von der Journalistin Erny Hildebrand begleitet: „Ich bereite die Schreiber auf die Gesprächsführung mit den Zeitzeugen vor und unterstütze sie bei der Aufgabe des Schreibens.“
Zum Abschluss erhalten die Erzählerinnen und Erzähler ein ganz besonderes Geschenk: die eigene Lebensgeschichte in schriftlicher Form. Die „Geschichtsschreiber“ hingegen erhalten die Möglichkeit, Geschichte durch persönliche Erinnerungen einmal ganz anders wahrzunehmen. Nach Abschluss des Projektes sind Lesungen, bei Interesse auch an Schulen, geplant.