Bewährung für Chauffeur ohne Führerschein
Fahrer des Velberter Bürgermeisters verlor seine Fahrerlaubnis vor neun Jahren. Bei einem Unfall flog der Schwindel auf.
Velbert. Die Aussicht auf eine Festanstellung ist für die meisten Arbeitnehmer sicherlich etwas Positives. Einem 36-jährigen Angestellten der Stadt Velbert wurde sie jedoch zum Verhängnis. „Die Festanstellung anzunehmen, war die dümmste Entscheidung, die ich überhaupt treffen konnte“, sagte er am Dienstag vor dem Amtsgericht Velbert, wo er wegen Fahrens ohne Führerschein in 133 Fällen und wegen Unfallflucht angeklagt war.
Das Gericht verurteilte den Familienvater am Dienstag zu einem Jahr auf Bewährung. Da der Chauffeur ein umfassendes Geständnis ablegte, ein stabiles Umfeld hat und bisher nicht vorbestraft war, forderte auch die Staatsanwaltschaft keine Gefängnisstrafe.
Doch wie kam es dazu, dass der Mann jahrelang ohne Fahrerlaubnis auch den Bürgermeister von Velbert fuhr? Das Angebot einer unbefristeten Anstellung bei der Stadtverwaltung im Jahr 2004 setzte voraus, zusätzlich als Fahrer eingesetzt zu werden. Das Problem: Wegen Trunkenheit am Steuer hatte der Angeklagte kurz zuvor seinen Führerschein verloren.
Die Aussicht auf einen unbefristeten Arbeitsplatz und ein höheres Gehalt waren für ihn jedoch zu verlockend gewesen. Da er gleichzeitig in der Verwaltung für die Kontrollen der Führerscheine zuständig war, fiel niemandem der Verlust auf. „Nachdem ich das Angebot annahm, hab’ ich meinem Arbeitgeber und meiner Familie eine Lüge nach der anderen aufgetischt. Irgendwann habe ich einfach verdrängt, dass ich gar nicht mehr fahren darf“, sagte der Essener.
Einer medizinisch-psychologischen Untersuchung, um die Erlaubnis wieder zu erlangen, wollte er sich nicht unterziehen, da „es sonst sicher jemandem aufgefallen wäre, dass ich ja gar keinen Führerscheine habe“, sagte der Mann am Dienstag.
Erst ein Bagatellunfall im April2012, bei dem der Angeklagte Unfallflucht beging, weil er nur die Visitenkarte des Fuhrparkleiters zurückließ, hatte das ganze Lügenkonstrukt in sich zusammenfallen lassen. Und den Gesamtschaden von rund 4000 Euro muss er in Raten abstottern.
Aktuell ist der Mann noch bei der Stadt Velbert angestellt, jedoch in einer anderen Position bei den Technischen Betrieben und mit einem Zeitvertrag bis Ende des Jahres. Ob er mit der verhängten Bewährungsstrafe auch in Zukunft bei der Stadt arbeiten kann, ist offen.