Ein Arbeitstag in Thermohose
Briefzusteller müssen Regen, Schnee und Eis trotzen. Die WZ hat Andreas Rump in Wülfrath auf seiner Runde begleitet.
Wülfrath. Der kalte Winter bringt öffentliche Dienstleister an ihre Grenzen. Besonders Briefzustellern machen die Witterungsverhältnisse das Leben schwer.
Im Zustellstützpunkt Wülfrath der Deutschen Post herrscht schon um 6 Uhr morgens Hochbetrieb. Postverteilerinnen sortieren mit flinken Fingern die verschiedenen Umschläge und Päckchen in Regale ein. Auf die Nummern, welche die einzelnen Bezirke festlegen, achten sie gar nicht mehr — die Bewegungen haben sich im Laufe der Zeit automatisiert.
Andreas Rump, Briefzusteller, über die Schneemassen dieses Winters
Auch Postbote Andreas Rump ist bereits an seinem Arbeitsplatz und packt seinen Postkarren. Was nicht mehr hinein geht, steckt er in grüne Säcke. „Die bringt der Fahrdienst in die Ablagestellen“ — jene grauen Kästen, die an Bürgersteigen zu finden sind. „Wenn der Karren leer ist, wird er dort wieder aufgefüllt, bis zu acht Mal an einem Tag“, erzählt Rump.
Schnell sind zwei Stunden vergangen, bevor die eigentliche Arbeit beginnt: das Zustellen. „Hier draußen ist man sein eigener Chef. Der Beruf macht einfach Spaß. Die frische Luft, die Bewegung“, sagt Rump. Vermummt im offiziellen Dunkelblau und Gelb der Deutschen Post zieht er los. Thermohose und -jacke, Fließjacke, Stirnband sowie Handschuhe sollen ihn auf seinem Weg durch eisige Morgenluft schützen.
Rund 15 Kilometer liegen vor dem 42-Jährigen. Trotz des Tauwetters gleicht der Weg in seinem Bezirk am Industriegebiet Liegnitzer Straße einer Hindernisbahn. Auf den Gehwegen türmen sich noch immer kniehohe festgefrorene Schneemassen, die Straßen sind an diesem Morgen noch stellenweise spiegelglatt. Ein Durchkommen mit der schweren Karre ist mühsam. „Letzte Woche ging das gar nicht. Da musste ich einen kleineren Wagen nehmen und konnte nur die Straße benutzen — solche Bedingungen habe ich in meinen 21 Jahren als Zusteller noch nicht erlebt.“
Dennoch bevorzugt Rump den Weg zu Fuß, anstatt wie seine Kollegen in den Landbezirken im Auto unterwegs zu sein. „Das ständige Ein- und Aussteigen ist extrem anstrengend.“ Außerdem endet die Fahrt auf glatten Straßen auch mal im Graben — deshalb wurden in der Zeit um Weihnachten Geländewagen eingesetzt. Für Postboten zu Fuß gab es Schuhe mit Spikes. Auch das hatte jedoch seine Tücken: „In den Treppenhäusern rutschte man auf den Dingern weg, so dass ich mich am Geländer entlang hangeln musste,“ erzählt Andreas Rump lachend.
An der Straße Am Braken wird es anstrengend. Es geht beständig bergauf, und jede zweite Eingangstür kann nur über eine ansehnliche Anzahl Treppen erreicht werden. Das Thermometer zeigt Frost an, die Kälte schmerzt im Gesicht. Die Postabgabe in einer Reinigung wird zum Höhepunkt: warme Luft. Dennoch sagt Rump: „Ein Wetter wie heute macht mir nichts mehr aus. Als um Weihnachten ein halber Meter Schnee lag, kamen wir dagegen kaum vorwärts. Viele Straßen und Wege waren nicht gestreut. Bergab rutschte ich hinter meinem Postkarren nur so her.“ Wie gefährlich der Job sein kann, zeigt ein Anstieg der Arbeitsunfälle während dieser Zeit. „Sogar Knochenbrüche hat es gegeben“, bestätigt Dieter Pietruck, Pressesprecher der Deutschen Post AG.