Einkaufsspaß mit Zeitlimit
Politiker diskutieren neue Ladenöffnungszeiten. Was sagen eigentlich Kunden und Kaufleute dazu?
Kreis Mettmann. Rund um die Uhr einkaufen, das war bisher möglich. Doch damit soll bald schon wieder Schluss sein. Die rot-grüne Landesregierung und die Linke sehen Korrekturbedarf und wollen die Öffnungszeiten wieder begrenzen. Am Mittwoch wurde im Landtag darüber debattiert.
Aber wie lange gehen die Leute eigentlich einkaufen? Die WZ fragte nach bei Kunden, die im Edeka-Markt in Velbert-Neviges einkaufen. Der ist seit August bis 21 Uhr geöffnet. Davor konnten Kunden bis 20 Uhr einkaufen.
Der Tenor: Die meisten nutzen die längeren Öffnungszeiten nur selten. „Ich war noch nie bis 21 Uhr im Supermarkt“, sagt Bärbel Huter. „Rund um die Uhr einkaufen zu können, ist unnötig. Wir sind hier nicht in Amerika.“ Das findet auch Stefan Alke: „Ich bezweifle, dass jemand tatsächlich nach 20 Uhr noch einkauft.“
Laut Filialleiter Carsten Thiel sieht die Wirklichkeit anders aus: „Viele nutzen die längeren Öffnungszeiten — auch samstags.“ Sein Umsatz sei durch die eine Stunde, die er seinen Laden länger geöffnet hat, um zwei Prozent gestiegen.
In Neviges erregen die Gemüter aber mehr die Öffnungszeiten der Geschäfte im Kern des Stadtteils. „Die sind eine Zumutung. Die Läden haben zu kurz und zu unterschiedlich geöffnet. Das trägt zum Aussterben des Stadtkerns bei“, sagt Angela Kanowski.
Auch im Süden des Kreises Mettmann, in Langenfeld, ist es den Einzelhändlern freigestellt, wie lange sie öffnen. „Bei den meisten pendelt es sich aber bei 18.30 oder 19 Uhr ein“, sagt Ulrich Brack von der IG Hauptstraße. Anders im Marktkarree und in der Stadtgalerie: Dort haben die Geschäfte bis 20 Uhr geöffnet.
Für manche Geschäfte seien längere Öffnungszeiten sinnvoll, findet Volker Hillebrand, Geschäftsführer des Hildener Stadtmarketings. „Das gilt zum Beispiel für Geschäfte aus dem Lebensmittelbereich. Dort würde das ohne Nachfrage mit Sicherheit auch nicht gemacht“, sagt er.
Kritisch sieht er eine terminliche Zusammenlegung der verkaufsoffenen Sonntage. „Man muss schon zwischen Innenstadt und Außenbezirken unterscheiden und verschiedene Termine anbieten.“
„Völlig einheitliche Geschäftszeiten sind bei uns schwierig“, sagt Christian Campe, Vorstand der Interessengemeinschaft Wülfrath pro. Die Innenstadt habe eine ganze Reihe an kleinen, inhabergeführten Geschäften. „Die können nicht eine durchgängige Öffnung gewährleisten“, merkt er an.
Werner Sasse vom Ratinger City-Kauf begrüßt die Diskussion im Landtag. „Es reicht vollkommen aus, wenn die Läden bis 22 Uhr geöffnet haben.“
Peter Ratajczak, Vorsitzender der Mettmanner Werbegemeinschaft „Mettmann Impulse“, ist seit Jahren darum bemüht, die Geschäftsleute zu einheitlichen Öffnungszeiten zu bewegen. Ein schwieriges Unterfangen. „Viele Inhaber wollen mehr Zeit für ihre Familien“, sagt Ratajczak.