Aktionstag  Jährliche Hilfsaktion gegen häusliche Gewalt startet

Erkrath. · Die alljährliche Aktion der Frauenbeauftragten ist so aktuell wie nie. Denn im Lockdown hat die Gewalt in Familien zugenommen.

 Annegret Pollmann organisiert in Erkrath die Hilfsaktion mit den Brötchentüten.

Annegret Pollmann organisiert in Erkrath die Hilfsaktion mit den Brötchentüten.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Corona bedeutet vor allem für Paare und Familien eine Ausnahmesituation – mit räumlicher Enge in den Lockdown-Phasen und finanziellen Sorgen etwa wegen Kurzarbeit oder dem Verlust des Arbeitsplatzes. Für viele Frauen, aber auch für Männer ist es – traurige – Realität, dass die eigene Wohnung zu einem gefährlichen Ort wird.

Vier von fünf Frauen, aber auch jeder fünfte Mann musste laut Bundesfamilienministerium im vergangenen Jahr Gewalt durch Partner oder ehemalige Partner erleben und aushalten. Mehr als 30 000 Frauen und ihre Kinder flüchteten in Deutschland jährlich vor der Gewalt ihres Partners in ein Frauenhaus. Im Kreis Mettmann wurden dort 40 Frauen mit 40 Kindern im Jahr 2019 aufgenommen. Für sie konnte der besonders hohe Schutzbedarf nur dort gewährleistet werden.

2019 wurden der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt des SKFM Mettmann 1024 Fälle im Kreisgebiet gemeldet, 267 mehr als im Vorjahr. 103 Meldungen kamen aus Erkrath, 29 mehr als im Jahr 2018. Der jährliche Aktionstag „Nein zu Gewalt an Mädchen und Frauen“ ist also nach wie vor von Bedeutung.

In Erkrath kümmert sich die Gleichstellungsbeauftragte Annegret Pollmann darum, dass die dazugehörige Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ in allen drei Stadtteilen läuft. 2020 komme ihr noch einmal besondere Aufmerksamkeit zu. „Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen ist zu Hause bleiben das Gebot der Stunde. Aber viele Frauen und ihre Kinder sind genau dort nicht sicher, und es steigt für sie die Gefahr der häuslichen und sexualisierten Gewalt“, unterstreicht Pollmann.

In vielen Städten in ganz Deutschland wird rund um den 25. November ein Zeichen gegen häusliche Gewalt an Frauen und Mädchen gesetzt. In Erkrath beteiligen sich einige Bäckereien, die Erkrather Tafel, ein Metzger, Tankstellen, Kioske, die städtischen Unterkünfte für Flüchtlinge und neuerdings auch vier Apotheken daran. Dort werden ab Samstag, 21. November, die besonderen Einkaufstüten ausgegeben.

55 000 Tüten mit
wichtigen Telefonnummern

Auf der Rückseite von insgesamt 12 000 in Erkrath und kreisweit 55 000 Tüten stehen in mehreren Sprachen die wichtigsten Notruf- und Beratungsnummern bei Fällen von Gewalt gegen Frauen. Die Gleichstellungsbeauftragten hoffen ebenso wie die beteiligten Betriebe, Vereine und Institutionen, auf diese Weise mehr Frauen zu erreichen, die auf anderen Wegen vermutlich wenig über Hilfsangebote erfahren.

„Darüber hinaus rückt das Thema der häuslichen Gewalt durch die Aktion wieder stärker in den öffentlichen Fokus. Das soll Opfern Mut machen, den Täter anzuzeigen oder sich selbst Hilfe zu suchen“, sagte Annegret Pollmann.