Arbeiten, wo der Tod zum Alltag gehört
Mit gemischten Gefühlen treten die meisten Bewerber ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Franziskus-Hospiz in Hochdahl an. Danach möchten sie die Zeit häufig nicht mehr missen.
Erkrath. „Wenn ich früher an ein Hospiz dachte, gingen mir Bilder von kalten und traurigen Zimmern durch den Kopf.“ Janine Berg ist heute 20 Jahre alt. Sie macht eine Polizeiausbildung und ist froh und dankbar für das, was sie zwölf Monate lang im Hospiz erlebt hat. „Dass ich selbstbewusster im Umgang mit Menschen geworden bin. Denn hier ist es gang und gäbe, offen auf jemanden zuzugehen und ihm seine Hilfe anzubieten. Gerade bei Bewohnern oder auch Angehörigen, die ihre Wünsche oder Anliegen nicht von sich aus äußern, muss man schon mal die Initiative ergreifen. Das kann nicht nur den anderen Menschen helfen, sondern auch einem selbst ein wundervolles Gefühl verschaffen: das Gefühl etwas bewirkt zu haben.“
Jule Hassel, FSJ-lerin
Auch Jule Hassel hat im Hochdahler Hospiz ihr FSJ absolviert: „Es hat sofort Spaß gemacht, am Empfang Dienst zu machen. Es war sehr schön, dass sich alle so gut um einen gekümmert haben. Nach zwei drei Wochen Einarbeitung war ich so richtig drin. Meine sozialen Kompetenzen haben sich verbessert.“ Viele FSJ-ler freuen sich über die Vielfalt der Erkrather Arbeitsbereiche: Es geht um Fahrdienst, Essensausgabe, Botengänge, den Empfangsdienst, was ebenso Fingerspitzengefühl verlangt wie die Gespräche mit den Bewohnern, die am Ende ihres Lebens viele Stationen Revue passieren lassen.
Auf die FSl-lerinnen Janine Berg und Jule Hassel folgten ein Jahr später Theresa Marx und Karina Busch, die sich ebenfalls sehr fühlten im Erkrather Mitarbeiter-Team. Das Besondere an diesem Ort, den einige auch als „locus spiritus“ (heiligen Ort) bezeichnen, ist nicht nur der wertschätzende Umgang der Menschen untereinander. Es ist auch die eigenwillige Mixtur aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern - alles Menschen, die eine besondere Hingabe an ihre Tätigkeit im Haus besitzen.
Aktuell arbeitet Lena Oberdörffer als FSJ-lerin in Hochdahl. Obwohl die 18-jährige Kölnerin mit Abstand die jüngste im Hospizteam ist, kann auch sie ihre besonderen Fähigkeiten und Erfahrungen in den Hospizalltag einbringen. Ein ganz großer Tag war für Lena der 1. Juni: Vor mindestens 50 Zuhörern hielt sie in der „Hospiz-Kultur-Kneipe“ einen spannenden Vortrag über ihre acht unvergesslichen Monate auf einem Segelschiff: Der Titel: „Das segelnde Klassenzimmer“. Dafür erntete sie großen Applaus! Was Lena - genauso wie Janine, Jule und andere Schulabsolventen - erfahren durfte: Das FSJ hat sie viel selbstbewusster gemacht. Sie hat ihre Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen, erheblich weiterentwickelt. Auch privat profitiert sie natürlich davon.
Das gute Gefühl ist geblieben, schrieb Janine Berg am Ende ihrer FSJ-Zeit. Unvergesslich blieb ihr eine der vielen Begegnungen: „Einer unserer Bewohner sagte mal: Erst hier habe ich wieder gelernt zu leben. Das von einem Menschen zu hören, der das Hospiz eigentlich zum Sterben aufsucht, ist eine wahre Bestätigung für diese Arbeit.“ Red