Begrüßung lässt auf sich warten

Julius ist seit zehn Monaten auf der Welt — das Paket der Stadt für die Eltern ist immer noch nicht da.

Erkrath. Eine ehrlich gemeinte, herzliche Begrüßung lässt so manches Herz höher schlagen. Vor allem dann, wenn dessen Frequenz durch ein Ereignis wie die Geburt eines Kindes ohnehin erhöht ist. Als Willkommensgruß für die jüngsten Bürger gibt es seit 2009 das Erkrather Babybegrüßungspaket, über das die WZ am Samstag berichtet hat. Doch die Verteilung der mit Wissenswertem, Nützlichen und Schönem gefüllten Papiertasche läuft stockend.

„Im März des vergangenen Jahres wurde mein Enkelsohn geboren. Ich habe über ein Plakat von dem Begrüßungspaket erfahren — eine tolle Sache. Also habe ich mich wenige Wochen nach Julius’ Geburt mit Eva Klaffke-Römer in Verbindung gesetzt“, erzählt Christel Manegold.

Klaffke-Römer ist Diplom-Sozialarbeiterin und gemeinsam mit Kollegin Anne Kühnen für die Organisation und Übergabe der Pakete zuständig. Einen Brief, der üblicherweise den Besuch der Sozialarbeiterin ankündigt, habe sie nicht erhalten.

„Ich habe ihr die Kontaktdaten von uns und unserer Tochter — Julius’ Mutter — hinterlassen und mich schon auf ein Gespräch gefreut“, sagt Manegold, und ihre Stimme klingt enttäuscht: „Uns wurde zwar gesagt, dass es etwas dauern kann, weil viel zu tun ist. Seitdem ist aber ein knappes Jahr vergangen, ohne dass wir noch einmal etwas gehört haben.“

Zwischenzeitlich habe sie sich an das Bürgerbüro und sogar an die Sprechstunden von Rechtsanwalt und SPD-Ratsmitglied Diethelm Beer sowie Politiker Bernhard Osterwind (BmU) gewendet. „Das ist lächerlich, dass so etwas so lange dauert“, sagt die Erkratherin.

Gar nicht lächerlich findet das Uwe Krüger, Jugendamtsleiter und Sprecher der Stadt. „Es ist normal, dass die Familien ein Jahr lang auf den Besuch warten. Die Gespräche sind zum Teil sehr aufwändig. Viele dauern länger und beinhalten mehr Beratungsbedarf als ursprünglich geplant — deshalb haben wir ja auch eine zweite Fachkraft eingestellt.“

Auf Dauer sei ein Jahr Wartezeit jedoch zu lang. „Wir versuchen momentan, den Rückstand aufzuholen und einen Besuch nach sechs Monaten zu ermöglichen. Das ist aus meiner Sicht ein sinnvoller Zeitrahmen. Vorher ist meist vor lauter Euphorie noch gar nicht klar, wo Rat gebraucht wird“, erklärt Krüger.

Angesprochen auf eine Erinnerungskarte, die den jungen Familien zeigt, dass sie nicht vergessen wurden und der Besuch noch ansteht, überlegt der Jugendamtsleiter kurz. „Das ist eine sehr gute Idee. Das werden wir machen.“

Für Julius und seine Familie kommt das etwas spät. „Das Kind wird bald ein Jahr alt“, sagt Manegold. „Mittlerweile brauchen wir das Begrüßungspaket nicht mehr.“