Café Biz: Berührungspunkt für Menschen

Im Beratungscafé für Suchtkranke helfen Betroffene ehrenamtlich aus.

Erkrath. Es ist ein ganz gemischter Kreis von Leuten, der sich in dem hellen Raum unter der Dachschräge versammelt hat. Orange-rot dekorierte Tische leuchten in der Vormittagssonne, Stapel von Spielen und Zeitschriften stehen bereit — das Café Biz der Suchthilfe an der Hauptstraße ist für die Menschen Berührungspunkt: Hier helfen sie als Ehrenamtliche.

Für Abhängige ist der Treffpunkt ein Schutzraum. Einige suchen ein Gespräch, andere möchten sich einfach aufhalten. Wer keine Wohnung hat, kann hier seine Wäsche waschen, es wird etwas gekocht. Wie viele Erkrather abhängig sind? „Och — Hunderte“, sagt Helferin Ulla.

Man solle sich auf dem Hochdahler Markt nur umschauen. Die Gruppe lacht zustimmend. In jeder Familie würde man jemanden finden: Alkohol, Tabletten, illegale Drogen seien die Hauptthemen.

„Ich bin alkoholabhängig und spreche offen darüber. Naja, vielleicht nicht im Supermarkt an der Kasse“, sagt Ulla. Ihren vollen Namen nenne sie nicht, um ihre erwachsenen Kinder zu schützen, sagt die Rentnerin.

Vor Jahren habe sie einen Entzug in der Klinik in Langenfeld gemacht, jetzt leitet Ulla die wöchentliche Selbsthilfegruppe im Café Biz. Ein Kurs der Kaiserswerther Diakonie zum so genannten Suchthilfeschein habe sie qualifiziert.

„Ich habe den Gruppenabend total einkalkuliert in mein Leben“, sagt Ulla. Als sie vor Jahren nach einem Arzttermin mit einer ernsten Diagnose rechnete, habe sie Hilfe im Treffpunkt bekommen: „Ich war fertig. Ich bin sofort hierher.“ Eine Freundin aus dem Café habe sie in die Klinik begleitet: „Meine Tochter hätte ich nicht mitnehmen können, die wäre ausgerastet.“

Auch Nicht-Abhängige helfen im Café Biz mit. Inge ist seit dem Anfang vor beinahe sieben Jahren dabei, weil ein Angehöriger betroffen ist: „Ich habe hier viele Menschen kennengelernt.“ Sie sorgt mit anderen Helferinnen für Essen in der Einrichtung. Eine Angehörigen-Gruppe habe sich leider wieder aufgelöst: „Es kamen zu wenig Neue“, sagt Inge.

Alfred, früher technischer Angestellter, hat in einer Wohngruppe in Solingen gelebt. Jetzt übernimmt er täglich Einkäufe für den Treff, ist mit Tüten am Arm im Bus unterwegs. Von der Selbsthilfegruppe ist Alfred begeistert: „Man kann aus der Seele reden. Das befreit.“ Ob ein Mitglied einen Rückfall habe oder Sorgen wegen Krankheit, Familie oder Geld: Alles könne offen angesprochen werden. Und dabei werde niemand bedrängt.

Dass Alkohol eher bei Älteren eine Rolle spiele, illegale Drogen vorwiegend von Jüngeren konsumiert würden — Helferin Annerose verneint das: „Jeder ist anders.“ Deswegen ist sich die Gruppe einig, dass keiner sein Lebensalter nennt: „Das Alter spielt keine Rolle. Wir haben alle dasselbe Problem.“