Die Bahnstraße mausert sich
Passanten scheinen zufrieden zu sein. Bald steht auch die Sanierung an. Die Einzelhändler klagen trotzdem über zu wenig Laufkundschaft.
Erkrath. Es ist früher Vormittag, der Himmel ist wolkenverhangen und auf der Bahnstraße ist noch nicht viel los. Hier und da stehen Passanten zusammen, halten einen Plausch. Die wenigsten sind mit leeren Händen unterwegs: Eine Einkaufstüte oder eine Tasse Kaffee ist das Mindeste.
So wie Liesel Kullmann: Die Seniorin wohnt in der Nähe und hat in Ruhe ihren Einkauf erledigt: „Ich bekomm’ hier alles, was ich brauche. Ich bin zufrieden.“ Das sagt auch die junge Mutter, die mit dem Kinderwagen unterwegs ist und Babynahrung für ihren kleinen Sohn braucht. „Ich wohne mitten auf der Bahnstraße und finde hier fast alles“, sagt sie. Wünsche für die Straße haben sie beide nicht. Nur den Tchibo, den vermissen sie.
Das Ladenlokal mitten an der Bahnstraße, in dem es bis vergangenen Herbst nach Kaffee duftete, steht leer. „Was ist Ihre Geschäftsidee?“, fragt eine Immobilienfirma auf einem Plakat an der Scheibe. Insgesamt sieben Leerstände lassen sich auf dem Weg zwischen Kreuz- und Schlüterstraße zählen, davon zwei in der Passage. „Seit vier Jahren ist der ,Froschkönig’ nicht mehr da“, sagt Saskia Zoll, die im 15. Jahr das Bekleidungsgeschäft „Seepferdchen“ führt, gegenüber des ehemaligen Kindersachen-Geschäfts. Ein Juwelier hatte dort zwischenzeitlich eröffnet, sich aber nicht lange gehalten.
„Es kommen keine Neuzugänge, die uns was bringen“, sagt Zoll. „Die Stadt tut auch nichts, was den Einzelhändlern zugutekommt. Man ist auf sich gestellt.“ Trotzdem: „Der Geschäftsmix ist gut, man muss nicht nach Düsseldorf.“ Geschäfte mit Damenbekleidung, Schuhen und Accessoires, Friseure, ein Supermarkt, Bäckereien, Kurzwarenläden, ein Blumenladen, Eisdielen, ein Schuster, Apotheken, der Postshop und Restaurants wie das neue „Stefan’s“ oder eine kürzlich eröffnete Pizzeria — alles ist da.
„Ich bin nach wie vor zufrieden“, sagt Saskia Zoll. „Ich hoffe, dass sich der Servicegedanke durchsetzt.“ Sie sei froh über ihre treuen Kunden, die auch aus den umliegenden Städten kommen. „Laufkundschaft gibt’s nicht mehr.“ Dafür bemerkt sie die vielen neuen Anwohner, zum Beispiel von Pose Marré: „Junge Familien, ein bisschen liquider. Das merkt man.“
Ähnlich geht es Birgit Aehling, die seit rund zehn Jahren Küchenzubehör verkauft. „Der Geschäftemix ist besser, als noch vor ein paar Jahren. Trotzdem wird es immer ruhiger“, sagt sie. Den Menschen fehle einfach das Geld — nicht nur in Erkrath. Sie selbst ist aber ebenfalls zufrieden: „Küchenutensilien braucht man. Viele wollen Qualität, das kommt uns zugute.“