Erkrath Die zwei netten Männer vom Recycling-Hof
Erkrath. · Nikolaus Neuenbäumer und Ralf Galle vermitteln gestressten Kunden Gelassenheit.
Ein Besuch auf dem Recyclinghof der Firma Schönmakers an der Hochdahler Straße ist für viele Erkrather Notwendigkeit, um Ausgedientes wie defekte Computer oder Kühlschränke, Grünschnitt aus dem Garten oder all das umweltgerecht loszuwerden. Doch wer dort womöglich gestresst ankommt, fährt besser gelaunt wieder weg.
Das liegt an Ralf Galle und Nikolaus Neuenbäumer, die immer ein nettes Wort oder einen freundlich-mahnenden Spruch auf den Lippen haben, auch dann, wenn die Besucher mal wieder zu schnell auf den noch ungeteerten Hof mit seinen Schlaglöchern fahren. Und nach einer netten Auskunft gibt es noch ein Bonbon oder einen Keks als Zugabe.
Gegen den Stress werden auch schonmal Süßigkeiten verschenkt
So wundert es nicht, dass ein Kunde bereits aus dem geöffneten Fenster seines Autos fragt: „Habt Ihr was Süßes da?“. Auf ein freundliches „Na klar“, antwortet er erfreut, dass er dann gleich vorbeikomme. Macht er auch. Und während er später bezahlt, tut er sich an Lakritz-Schnecken und Salinos gütlich. Er sagt auch nicht nein, als ihm Ralf Galle noch „braune Kuchen“ anbietet. „Die hat uns eine Kundin aus ihrem Urlaub im Norden mitgebracht, als Weihnachtsgeschenk“, erzählt er. Mittlerweile gelten die Mitarbeiter des Recycling-Hofes bei den Kunden als „Dream-Team“. „Ich bin ein echter Solinger Jung und bei uns geht es eher locker zu“, erzählt Ralf Galle, der seit gut vier Jahren seinen Dienst bei Schönmakers in Erkrath versieht. „Als ich hier anfing, waren die Kunden, ich sag mal, nicht ganz so offen. Daher habe ich die Sache mit den Bonbons und anderem Süßkram eingeführt“, erzählt der 64-Jährige, der schon seit einem Jahr im Ruhestand sein könnte.
Wie der nächste Kunde, der sich am Gespräch beteiligt. Beide sind sich einig, dass sie es nicht bereut haben, sich von ihren Chefs dazu überreden zu lassen haben, noch zwei Jahre weiter zu machen. „Ich kann mich auch sonst gut beschäftigen“, verrät Galle, der dann aber 2021 in den Ruhestand gehen möchte. „Ich mir zuhause eine Werkstatt eingerichtet. Ich schraube gern an Autos herum“, erzählt er.
„Ich war Elektroingenieur. Ich werkle zum Ausgleich mit Holz, seitdem ich pensioniert bin“, verrät daraufhin ein Kunde – wieder etwas, das die die beiden Herren vom Recyclinghof über die Menschen so erfahren. Ein Mann will von Nikolaus Neuenbäumer wissen, wie er den Rahmen eines Rennrads los wird. Niko, wie hier alle sagen, zeigt es ihm und kommt mit einer neuen Geschichte zurück, nachdem er den Kunden zum richtigen Container begleitet hat: „Der Herr ist früher mal aktiv Rennen gefahren.“
So kommt (Lebens-)Geschichte zu Geschichte, denn beide Mitarbeiter des Entsorgungsunternehmens nehmen sich für jeden einzelnen Kunden Zeit, erklären, begleiten und packen schon mal mit an, wenn zum Beispiel ältere Menschen kommen, deren Kräfte nicht mehr ausreichen. Samstags haben die beiden Geschichtensammler übrigens ab und zu vierbeinige Verstärkung: Dann liegt Willy, Nikos zum Man-Trailer ausgebildeter Yorkshire-Terrier, auf der Ablage am Fenster des Bürocontainers und hört sich ebenfalls die eine oder andere Geschichte an.