Die Voges haben das Karnevals-Gen

Angela und Richard Voges haben ein Karnevalsmuseum aufgebaut. Im Mittelpunkt stehen die vielen Orden, die sie in den Sessionen gesammelt haben.

Foto: Janicki

Erkrath. „Wir sind hier, wo andere gerne Urlaub machen würden“, strahlt Richard Voges. In der Tat hat das Gut Eickenberg bei 30 Grad im Schatten ein mediterranes Flair. Die Fassaden blenden grell in den Augen, durch die Bäume geht eine heiße Brise. Nebenan ist eine Baumschule angesiedelt und mit etwas Phantasie verwandeln sich die jungen Gehölze, die in Reih’ und Glied von der Sonne angestrahlt werden, in Weinreben.

Dass dies der nordöstlichste Teil von Hochdahl ist, nur auf einer einspurigen staubigen Schotterpiste zur erreichen, hielt Richard Voges und seine Frau Angela nicht davon ab, hier in einer alten Scheune ein rheinisches Karnevalsarchiv einzurichten. Ganz im Gegenteil; herrlich sei der Standort zwischen den Hügeln von Millrath, Willbeck, Gruiten und dem Neandertal. Am Samstag lud das Ehepaar zum Tag der offenen Tür in ihr Karnevalsarchiv. „Wir begannen ganz klein auf diesen sechs Quadratmetern“, erinnert sich Richard Voges und breitet die Arme in dem Raum aus, den Besucher beim Betreten des Archives nicht verfehlen. Auf diesen zwei mal drei Metern hängen hunderte Karnevalsorden an den Wänden — sie sind die unübersehbaren Hauptexponate dieses Archivs. Wuppertal, Köln und Düsseldorf, Wülfrath, Unterbach und Hilden: Die Orden sind geografisch sortiert.

Aber die meisten stammen hier aus Erkrath. Voges zeigt einen Orden, auf dem das Funkenmariechen und der Neanderthaler miteinander tanzen. Eine vierteilige Reihe an Orden besteht nicht aus üblichem Metall, sondern aus Porzellankacheln.

Feine Motive sind auf ihnen eingezeichnet. „Mir blutet das Herz, wenn kistenweise Orden in den Kellern verloren gehen“, erklärt Voges seine Intention mit dem Archiv. Darüber hinaus solle die Allgemeinheit die Chance bekommen, einen Blick auf diese karnevalesken Kuriositäten zu erhaschen. Da er über die Jahrzehnte ein großes Netzwerk aufgebaut habe, beziehe Voges seine Orden aus allen Teilen Deutschlands, in denen Karneval gefeiert wird. Manchmal kommt Post gar aus Australien: „Auswanderer nehmen den rheinischen Karneval gerne mit auf die Südhalbkugel. Orden werden da unten dann auch angefertigt“, erzählt Voges. Die Sammlung sei von stetem Wachstum begriffen. Voges stammt ursprünglich aus der Region von Gifhorn und er kam vor 44 Jahren berufsbedingt mit seiner Frau Angela nach Erkrath.

Schon als junges Paar reizte sie der rheinische Karneval und so konnte hier ihre Karnevalskarriere beginnen: bei dem Verein „Die letzten Hänger 1963“. Erst zweiter, dann erster Vorsitz 2009, nun Ehrenpräsident, so ist Richard Voges Werdegang. Seine Frau Angela hatte ihn dabei stets unterstützt. Sie war bei den Letzten Hängern Geschäftsführerin, nun ist sie die Ehrensenatorin. Das Ehepaar hat das Archiv mit viel Liebe eingerichtet, auch den hinteren Raum, der später erst durch eine Erweiterung hinzukam.