Ein Mahner tritt zurück
Nach rund 30 Jahren gibt Bernd Roland den Vorsitz der Ökumenischen Initiative ab. Er möchte mehr Zeit für seine Familie haben.
Erkrath. Es war keine leichte Entscheidung, aber eine persönliche. Und er hat sie getroffen. Trotz des Herzbluts, das er in den vergangenen Jahrzehnten in den Verein gesteckt hatte. Doch die Entscheidung war genauso konsequent, wie er immer selbst gewesen ist: Also trat Bernd Roland nach rund 30 Jahren als Vorsitzender der „Ökumenischen Initiative für die 3. Welt Erkrath“ zurück. Allerdings nicht aus inhaltlichen, sondern aus rein persönlichen Gründen.
Es war vor drei Jahren, als der gläubige Christ gerade auf dem Jakobsweg wanderte und ihm bewusst wurde, „dass mein Leben durch die Vielzahl an Aktivitäten zu sehr von außen gelenkt ist“. Und da Roland niemand ist, der sich fremd bestimmen lässt, fasste er den Entschluss, sich mit 68 Jahren zukünftig mehr um seine Familie zu kümmern. „Ich wollte keiner von denen sein, die einfach nicht aufhören können. Ich habe zwei Enkel, mit denen ich jetzt Zeit verbringen möchte.“
Das passt zu Roland, der sein Leben denen gewidmet hat, die nicht selbst über ihr Schicksal entscheiden können. Also wollte er das zumindest für sich tun.
Das bedeute jedoch nicht, dass er sich vollends aus dem Verein, der sich für Menschen in Haiti einsetzt, zurückzieht. Er möchte im zweiten Glied weitermachen, allerdings mit derselben Hingabe, mit der er es immer tat.
Für Roland ist Entwicklungshilfe mehr als eine caritative Tat. „Mich haben immer die politischen Hintergründe interessiert. Ich möchte nicht nur Leid lindern, sondern den Menschen erklären, wie es dazu kam.“
So sieht er die aktuelle Situation der Dritten Welt auch nicht als ein für sich abgeschlossenes Kapitel, sondern als das Ergebnis der wirtschaftspolitischen Entwicklung der vergangenen Jahrhunderte — dazu als ein Grausames. Das zu ändern war immer sein Anspruch, sein Traum von globaler Gerechtigkeit.
Deshalb kämpft er für die Menschen, die er als „Verlierer der Weltwirtschaft“ sieht. Die unter einem System litten, das sich „seit der Zeit des Absolutismus nicht grundlegend geändert“ habe. Die deswegen in ihrem Elend leben müssten, „damit es unserer Ersten Welt besser geht“, damit „die Ausbeutung durch den Westen“ weiter gehen kann. „Postkolonialismus“ nennt Roland den Zustand der Welt.
Dagegen protestierte er bereits als Student der 68er-Bewegung, später dann in der Ökumenischen Initiative. Teilweise vor Ort in Haiti, die meiste Zeit in Erkrath, um auch die Profiteure der Globalisierung aufzuklären.
Sein Fazit sieht trotz allem düster aus: „So schlimm wie jetzt war es nie. Es wird noch lange dauern, ehe es echte Veränderungen gibt. Aber wir haben zumindest kleine Erfolge gefeiert.“