Einkaufstüte auf drei Rädern
Der Hol- und Bringdienst des Sozialdienstes kommt bei den Kunden gut an. Jetzt wird noch ein Haushaltsdienst angeboten.
Erkrath. Als fahrbare Einkaufstüte ist das motorisierte Dreirad ein Hingucker auf den Straßen. Verziert mit einer Grafik am Kastenaufbau knattert der Piaggio Lieferwagen durch Alt-Erkrath. Der Hol- und Bringdienst „Flotte Tüte“ des SKFM liefert Einkäufe täglich zu den Kunden.
Anderthalb Jahre besteht das Angebot des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer (SKFM) — und Geschäftsführer Norbert Baumgarten ist zufrieden: „Zwei Menschen haben nach langer Arbeitslosigkeit wieder sinnstiftende Arbeit gefunden. Und es ist sozial nützlich.“ Gekoppelt an den Lieferdienst sei der Wasch- und Bügelservice „Picobello“. Rechne man den jüngeren Haushaltsdienst „BlitzBlank“ dazu, seien es sogar drei Arbeitsplätze.
„Wir kaufen da ein, wo es die Kunden wollen“, sagt Ursula Geisen, beim SKFM Leiterin des Bereichs Beschäftigung und Qualifizierung. An Werktagen telefonieren die Abnehmer bis 11 Uhr ihre Einkaufslisten durch. Die Waren kommt wenige Stunden später.
Der Flyer des Projekts zeigt eine aktive Familie, der Unterstützung angeboten wird. Es sind aber vor allem ältere Menschen, die den Dienst in Anspruch nähmen: „Wir haben Operierte und dauernd Pflegebedürftige“, sagt Geisen.
Beim Liefern bleibt Zeit für ein Schwätzchen — mit Absicht: „Es wird nicht nach der Zeit abgewickelt. Das ist für beide Seiten sehr angenehm“, sagt Geisen. Außerdem gehörten kleine Hilfeleistungen dazu: Nach einem Botengang fand die Mitarbeiterin ihre Kundin aufgelöst in der Wohnung vor: „Ein Paket Zucker lag am Boden, ein Glas Wasser war hinterher gefallen“, erzählt Geisen. Der Dienst habe gern beim Aufwischen geholfen.
In anderen Fällen werden Lampen aufgehängt, kleine Reparaturen erledigt oder ein Paket zur Post gefahren. „Eine Kundin hat angerufen und gefragt, ob wir sie zum Arzt fahren können“, sagt Geisen. Für die Fahrt habe sich die Patientin aber nicht im Dreirad neben den Fahrer quetschen müssen: „Wir haben noch ein Auto.“
Obwohl Unternehmen ähnliche Leistungen anbieten könnten, sieht Baumgarten bei dem öffentlich geförderten Dienst kein Problem: „Wir nehmen keinem Handwerker die Arbeit weg“, sagt der Geschäftsführer. Wer aus eigener Initiative ähnliches anbiete, solle Kontakt aufnehmen: „Wir vermitteln die Kunden gern weiter.“ Mit Metzgermeister Dirk Hanten bestehe eine Kooperation, weil mehrere Abnehmer dessen Mittagstisch bestellt hätten.
Schwierigkeiten für das Projekt erwartet Baumgarten, falls ab April nächsten Jahres wie geplant das mit Bundesmitteln geförderten Projekt „Jobperspektive“ wegfällt. Der SKFM werbe bei Politikern darum, dass diese Geldquelle erhalten bleibt, sagt Geisen: „Ich bin optimistisch, dass es funktioniert.“