Regenbogenflagge weht in Erkrath Ein bisschen CSD am Hochdahler Markt

Erkrath · Erstmals gibt es in Erkrath eine Art Christopher Street Day (CSD). Es geht in erster Linie um Informationen, die für Toleranz in Bezug auf jegliche geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung sorgen sollen.

Der SPD-Vorstand zeigt Regenbogenflagge (von links): Jan Pfeifer, Marleen Greeven, Toni Nezi, Ulrike Haase und Jörg Schintze.

Foto: SPD

Ein Christopher Street Day, kurz CSD, in der konservativen Mittelstadt Erkrath wird anders aussehen als in Berlin oder Köln. Mit Menschen in farbenfroher Aufmachung und einem bunten, turbulenten Umzug durch Erkrath sollte daher nicht gerechnet werden, wenn für Samstag, 1. Juli, zum CSD auf den Hochdahler Markt eingeladen wird. Es werde ruhig zugehen, doch die symbolträchtige Regenbogenflagge sei auf jeden Fall gehisst, verspricht die SPD, die das Ganze organisiert.

Vorstandsmitglied Toni Nezi hat den ersten Erkrather CSD ins Leben gerufen und will nicht auf Show und Effekte setzen, sondern auf Informationen. Die großen CSD-Umzüge, die es in Abwandlungen auch zusehends in kleineren Städten gibt, will er nicht kritisieren, ihm ist jedoch die politische Botschaft wichtiger, die da lautet: Deutlich machen, dass man gegen jegliche Diskriminierung von Menschen ist, die einvernehmlich anders leben und lieben als der Durchschnittsbürger.

Vorurteile sollen im
Gespräch abgebaut werden

Diese Botschaft soll im persönlichen Austausch und anhand von Faltblättern an Informationsständen vermittelt werden. „Wir wollen uns einfach mal auf den Hochdahler Markt stellen und mit Menschen, die zu diesem Themenbereich Fragen haben, ins Gespräch zu kommen und unbegründete Vorurteile abbauen. Queer- und Transmenschen sind in der Mitte der Gesellschaft verankert, sind Menschen wie Du und ich“, sagt Toni Nezi, der selbst in einer homosexuellen Beziehung lebt.

Er hält nichts davon, damit hinter dem Berg zu halten, geht offen mit seiner Homosexualität um und hat sich bisher kaum diskriminiert gefühlt. Außer einmal, als er eine Wohnung nicht bekam, weil der Vermieter zwei Männer als Bewohner nicht akzeptieren wollte. Als langjähriges Mitglied des Arbeitskreises SPDqueer in Düsseldorf will Toni Nezi dabei helfen, Denkanstöße für mehr Gelassenheit im Umgang mit Schwulen und Lesben zu geben und Klischees und Vorurteile kritisch zu hinterfragen. Für Fragen rund um das Thema Transmenschen hat er den Gendertreff als Mitgestalter des ersten Erkrather CSD gewonnen.

Der Erkrather Verein Gendertreff unterstützt Menschen, die das Gefühl haben, mit dem falschen Geschlecht zur Welt gekommen zu sein, sowie deren Angehörige. Für Betroffene hatte er schon einmal eine (vom Bürgermeister eröffnete) aufwändige Informationsmesse im Bürgerhaus Hochdahl mit Ärzten, Chirurgen, Psychologen, Stimmtrainern, Perückenmachern und anderen Dienstleistern rund um das Transdasein veranstaltet, wanderte dann aber wegen fehlender Planungssicherheit für weitere Veranstaltungen im Bürgerhaus (es muss als Notunterkunft für Flüchtlinge vorgehalten werden) nach Leverkusen ab, wo eine der Selbsthilfegruppen von Gendertreff angestammt ist.

Dessen Vorsitzende Xenia Eßbach kam als Frau im Körper eines Mannes zur Welt und kennt die Probleme, die Menschen umtreiben, die sich uneins fühlen mit ihrer biologisch gegebenen Geschlechtlichkeit: Zu welchem Arzt gehe ich? Wo bekomme ich Hormone, wo psychologische Unterstützung? Ob nun Transidentität, -sexualität, -vestismus oder Crossdressing, der Verein will sich bei seiner ehrenamtlichen Aufklärungsarbeit um alle Facetten von Transgender kümmern und vermitteln, dass Transpersonen normale Menschen sind, die wie andere auch in Beziehungen leben, einer geregelten Arbeit nachgehen und sich nicht zu verstecken brauchen.

Als Xenia Eßbach von der SPD angesprochen und um Mitwirkung beim Erkarther CSD gebeten wurde, hat sie nicht lange gezögert und einen Informationsstand zugesagt, an dem sie gemeinsam mit Ehefrau Ute und Vereinsmitglied Rita beraten will, gleich neben Toni Nezi und der SPD. Der haben andere Erkraher Parteien, etwa FDP und Grüne, bereits signalisiert, dass sie beim nächsten Erkrather CSD ebenfalls mit dabei sein wollen.