Wichtiges Amt in der Stadt Mitten im Leben trotz Handicaps

Erkrath · Seit zwei Jahren ist Katja Fellenberg ehrenamtliche Beauftragte der Stadt Erkrath für Menschen mit Beeinträchtigung. Die 40-Jährige ist selbst auf einen Rollstuhl angewiesen. Das hält sie nicht davon ab, sich vielfältig zu engagieren.

Katja Fellenberg ist kurz nach dem Mauerfall mit ihren Eltern aus Thüringen nach Erkrath gezogen und hier längst heimisch geworden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Gewählt vom Stadtrat ist Katja Fellenberg Ansprechpartnerin für Betroffene und Verwaltung gleichermaßen, wenn es darum geht, Fragen zu klären und Vorschriften einzuhalten rund um das vielfältige Thema Barrierefreiheit. Die 40-Jährige, die kurz nach der Wende mit ihren Eltern aus Thüringen nach Erkrath verzog, ist selbst körperlich beeinträchtigt und auf einen E-Rollstuhl angewiesen.

Ihr Abitur hat sie auf einer Schule für körperlich eingeschränkte Kinder und Jugendliche abgelegt und dann bei einem großen Chemieunternehmen in Düsseldorf ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büro-Kommunikation absolviert. Da sie aufgrund ihrer Erkrankung keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen kann, hat sie eine 30-Stunden-Anstellung im Bereich Sponsoring inne. Sich selbst beschreibt Katja Fellenberg als jemanden, der „neue Herausforderungen braucht und sucht“. Deshalb hat sie berufsbegleitend auch noch einen Bachelor in Psychologie an einer Fernuni gemacht.

„Wenn ich mich recht erinnere, habe ich meine letzte Klausur hochschwanger geschrieben und die Bachelor-Arbeit dann, als mein Sohn schon geboren war.“ Der ist jetzt vier Jahre alt und geht in die Kita. Nun hat seine Mutter wieder ein wenig „Luft, um gemeinsam mit einer meiner ehemaligen Pflegekräfte eine Beratungsagentur zu gründen. Wir beraten Menschen mit Einschränkungen im Umgang mit Behörden, Kranken- und Pflegekassen, bei der Jobsuche und allen anderen Themen, die relevant sind im Zusammenhang mit ihrer jeweiligen Beeinträchtigung“, berichtet Katja Fellenberg.

Sie wundert sich stets, wenn Menschen „mit einer gewissen Ungläubigkeit und auch Bewunderung“ darauf reagieren, was sie alles macht. „Wenn sie dann sagen, dass sie das nicht könnten, wenn sie sich in meiner Situation befänden, kann ich das nicht nachvollziehen. Ich mache diese Dinge schließlich, weil es mein Leben und mein Alltag ist, wie ich ihn mir ausgesucht habe“, erzählt die sympathische Frau, der man sofort abnimmt, dass sie es genauso empfindet, wie sie das sagt.

Katja Fellenberg hat zum Beispiel die gesetzliche Möglichkeit genutzt, ihre Pflegekräfte selbst anzustellen und damit als Arbeitgeber zu fungieren. Die Gehälter bezahlt sie von dem Geld, das sie wegen ihres Pflegegrads von der Krankenkasse beziehungsweise der Pflegekasse erhält. „Die meisten sind schon sehr lange bei mir. Allerdings sind jetzt kurz nacheinander zwei von ihnen in Mutterschutz gegangen“, erzählt Fellenerg. Einer der Teilzeitdienste sei aktuell noch unbesetzt.

Eine Frau, die sie gerne eingestellt hätte, weil „die Chemie stimmte und sie auch in das bestehende Team gepasst hätte“, habe leider keinen Führerschein gehabt. Der sei nun mal Voraussetzung für eine Einstellung, da Fellenberg ihr rollstuhl-gerecht umgebautes Fahrzeug nicht selbst chauffieren kann. Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und auch mit den Mitgliedern im Ausschuss für Soziales, in der sie in ihrer Funktion als Behindertenbeauftragte einen Sitz hat und gehört wird, funktioniere sehr gut, sagt sie.

„Anfangs kannte ich ja keine der in der Verwaltung zuständigen Personen. Ich bin einfach in das Sozialamt rein, habe mich durchgefragt und bin überall auf nette und hilfsbereite Leute gestoßen. Wenn ich heute nicht genau weiß, wer für einen meiner aktuellen Belange zuständig ist, frage ich einfach Stefan Freiberg, der den Fachbereich Soziales leitet. Er weiß immer, wen ich ansprechen sollte“, erzählt Katja Fellenberg, während ihr leicht verschmitztes Lächeln aufblitzt.

Strahlend wird es, als sie ihren Sohn und ihren Lebensgefährten im Wohnzimmer sieht, wie sie gemeinsam ein Buch über die Feuerwehr lesen. An der Haustür verabschiedet sie sich mit den Worten: „Es gibt noch so viel zu tun in Sachen Gleichbehandlung und -stellung von Menschen mit Einschränkungen. Ich kann nicht die Welt retten. Aber was immer in meiner Macht steht, möchte ich in der verbleibenden Zeit im Amt in Erkrath versuchen umzusetzen.“