Mobilität in Erkrath So muss ein barrierefreies Taxi aussehen

Erkrath · Das neue Taxi von Abdel­aziz Moulou ist das einzige seiner Art im Kreis Mettmann.

Abdelaziz Moulou hilft Margarete Schmidt persönlich ins Taxi.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ein besonderes Taxi ließ im Dezember die Fahrzeug-Flotte von Unternehmer Abdelaziz Moulou, Inhaber des „Taxi-Team Erkrath“, auf nun 16 Fahrzeuge anwachsen: Der Neuzugang könnte, wenn er nicht die cremeweiße Farbe deutscher Taxis hätte, für ein Taxi durchgehen, wie es tausendfach das Londoner Straßenbild prägt. Doch nicht nur das Äußere des Wagens ist besonders, sondern auch das Innere. Unternehmer Moulou reagierte mit der Anschaffung auf die zahlreichen Anfragen, die ihn von Rollstuhlfahrern erreichten.

„Die Gesellschaft wird immer älter und viele der Älteren sind auch auf einen Rollstuhl angewiesen,“ erklärt Moulou bei der Vorstellung seines Neuzugangs, dem „einzigen seiner Art im Kreis Mettmann“, wie er zurecht nicht ohne Stolz beim Pressetermin vor dem Rosenhof in Hochdahl erzählt.

Bewohner des Rosenhofs
freuen sich über das Taxi

Hier wird das Taxi wohl in Zukunft öfter einmal vorfahren. Nicht nur, um Bewohnerin Margarete Schmidt und ihren nagelneuen E-Rollstuhl abzuholen. Und nicht etwa zu einer klassischen „Krankenfahrt“ zum Arzt, sondern, um sie mit Pflegedienstleiterin Izabella Dormagala auf den vereinbarten Ausflug nach Hilden zu fahren. Denn dort lebte die sympathische Dame zusammen mit ihrem Mann, bis sie vor 18 Jahren in den Rosenhof zogen.

Das außergewöhnliche Großraum-Taxi kann nicht nur sechs Personen transportieren, sondern auch einen Fahrgast im Rollstuhl sitzend. Dazu werden drei der Sitze an die Wand geklappt, die wie bei den Londoner Taxis den Fahrgast- vom Fahrerraum trennt. In den so geschaffenen Platz wird über eine Rampe, die aus dem verstärkten Unterboden herausgezogen wird, der Rollstuhlfahrer oder die Rollstuhlfahrerin in das Taxi geschoben.

Auch die vorgeschriebenen Feststellmechanismen und ein Drei-Punkt-Gurt zum Festschnallen sind vorhanden, wie es die vom Straßenverkehrsamt ausgestellte Zulassung fordert. „Dann kann ich ja einen Aushang aufhängen und anbieten, noch drei Personen mitzunehmen, wenn ich das Taxi bestelle, um zum Beispiel zum Kaffeetrinken zu fahren,“ scherzt Margarete Schmidt gut gelaunt, als sie auf die drei freien Plätze schaut.

Zurück im Foyer des Rosenhofes verrät sie uns: „Aber erst übe ich noch drinnen in meiner Wohnung, bis ich mit der Steuerung ganz vertraut bin.“ Im gleichen Atemzug erzählt sie allerdings, dass sie sich schon auf einen Ausflug in die nähere Umgebung mit ihrem rot lackierten E-Rollstuhl getraut habe. Als sie einem Auto ausweichen habe müssen, sei sie sogar aus dem Rasenstück wieder gut herausgekommen, in das sie dabei geraten sei. Die resolute Dame schaut zu Pflegedienstleiterin Dormagala hinüber, die sie von der Anschaffung des E-Rollstuhls erst überzeugen musste und beim Aussuchen des richtigen Fabrikats half. „Sie ist standhaft geblieben und dafür bin ich ihr dankbar“, sagt Schmidt.

Seit vier Jahren arbeitet Izabella Dormagala als Pflegedienstleiterin im Rosenhof und hat direkt mit dem Aufbau des ambulanten Pflegedienstes begonnen. Inzwischen sind 35 Mitarbeiter für die Bewohner da, die trotz Pflegebedürftigkeit in ihren Wohnungen bleiben und nicht, wie das früher üblich war, auf die Pflegestation umziehen möchten. „Das wollte auch mein Mann nicht, als er pflegebedürftig wurde, und ich wollte das auch nicht,“ so Margarete Schmidt, die ihren Mann vor drei Jahren verlor. „Hier in meiner gewohnten Umgebung finde ich mich auch im Stockdunklen zurecht und mit dem Rollstuhl kann ich mich hier wunderbar allein bewegen,“ so Schmidt, die für viele Senioren steht, die wie sie in ihrer „angestammten Wohnung, ihrem Zuhause hier im Haus bleiben möchten,“ wie Falck von Hahn, Direktor des Rosenhof Hochdahl, bestätigt. „Die Ansprüche unserer Bewohnerinnen und Bewohner ändern sich und wir reagieren daher entsprechend,“ so der Direktor, der sich wie die Pflegedienstleiterin auch über das Großraum-Taxi von Abdelaziz Moulou freut, mit dem die Beförderung eines Rollstuhls möglich ist. Und das, ohne einen Krankentransport bezahlen zu müssen, sondern zu den üblichen Taxi-Tarifen.