Ehrenamt in Erkrath Flüchtlingshelfern geht das Geld aus

Erkrath · Der Freundeskreis für Flüchtlinge nimmt der Stadt viel Integrationsarbeit ab und appelliert nun an die Großzügigkeit der Gemeinschaft, um seine Arbeit fortsetzen zu können.

Während der Pandemie lief die Arbeit weiter: Vorstand Dieter Thelen vom Freundeskreis bei einer Beratung.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Gerade erst konnte sich der Freundeskreis für Flüchtlinge erneut geehrt fühlen, da nach Erika Koch und Dieter Thelen zum dritten Mal einem seiner Mitglieder der städtische Integrationspreis verliehen wurde. Erstmals war der Preis sogar  posthum vergeben worden, an das im September verstorbene Mitglied Irmtraud Piegeler. „Ohne Irm wäre der Freundeskreis nicht das, was er ist“, unterstrich der Freundeskreis im Anschluss an die Ehrung.

Irmtraud Piegeler gehörte 2014 zu den Mitbegründern des Vereins „Freundeskreis für Flüchtlinge“. Seit fast 40 Jahren steht der Verein nun in Erkrath an vorderster Front der Flüchtlingshilfe und nimmt der Stadt viel Integrationsarbeit ab, insgesamt etwa im Umfang einer Vollzeitstelle. Seit die Stadt ihren Service für Einbürgerungswillige gestrichen hat, ist es eher noch mehr geworden. Mit Herzblut und über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen setzt sich der Verein insbesondere für die Beratung von Menschen ein, die vor Krieg, Verfolgung und Not geflohen sind. Die individuelle Unterstützung ist das Herzstück der Arbeit des Vereins, so sollen Perspektiven für eine bessere Zukunft eröffnen werden.

Bis zum Jahr 2020 konnte der Freundeskreis dank einer engagierten Gemeinschaft und ehrenamtlicher Arbeit seine wichtige Mission erfüllen. Seitdem haben Fördermittel und Spenden die Finanzierung hauptamtlicher Mitarbeiter ermöglicht, die Qualität und Kontinuität der Arbeit des Vereins entscheidend verbessern. Die hauptamtlichen Mitarbeiter bringen ihre Expertise ein, um den komplexen Bedürfnissen der Geflüchteten noch besser gerecht zu werden.

Doch die wichtige Arbeit droht zur Zeit ins Stocken zu geraten, wie der Freundeskreis nun informiert. „Leider nähern sich viele dieser Fördermittel dem Ende und der Verein steht vor einer drängenden Herausforderung: die Finanzierung für seine hauptamtlichen Mitarbeiter sicherzustellen“, berichtet Mitglied Lyra Helling von dem Problem. Gerade in Zeiten, in denen die Bedürfnisse der Menschen, die auf die Hilfe des Vereins angewiesen sind, weiter steigen, sei es von entscheidender Bedeutung, sicherzustellen, dass die Beratungsangebote ununterbrochen fortgeführt werden könnten.

Der Verein bittet um
großzügige Spenden

Der Freundeskreis appelliert daher an die Großzügigkeit der Gemeinschaft, um seine essenzielle Arbeit fortsetzen zu können: „Jeder Beitrag, sei er groß oder klein, trägt dazu bei, Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, Hoffnung zu schenken und ihnen eine neue Perspektive zu eröffnen“, unterstreicht Lyra Helling. Erste wichtige Anlaufstelle für viele Geflüchtete ist seit Juli 2018 das Begegnungszentrum „Hand in Hand“ am Europaplatz in Hochdahl. Die Adresse hat sich etabliert, liegt in der Nähe von Geschäften des täglichen Bedarfs und garantiert kurze, wohnungsnahe Wege zur Beratung. Umzuziehen war für den Verein daher keine Option, obwohl es für ihn im neuen Sozialzentrum Forum Sandheide finanziell günstiger wäre.

Die Beratung der Ehrenamtlichen wird kontinuierlich nachgefragt – mit weiterhin steigender Tendenz, wie die seit 2020 geführten Statistiken belegen. Allein in diesem Jahr waren es bis August bereits 1090 Beratungsgespräche, im gesamten Jahr 2022 waren es 1256. Beraten werden im Wesentlichen Geflüchtete aus zahlreichen Ländern, aber auch Wohnungslose und andere Einheimische kommen auf der Suche nach Rat ins Begegnungszentrum. Dort wird ganz alltagspraktisch beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen geholfen, bei der Kommunikation mit Behörden wie Sozialamt, Jobcenter und Ausländerbehörde oder auch Vermietern, um die Wohnungsfindung zu erleichtern.

„Wir helfen bei Bewerbungsunterlagen und sind da, wenn es einmal einfach nicht so richtig weitergeht. Da haben wir dann ein offenes Ohr, nehmen uns Zeit und suchen gemeinsam eine Lösung“, unterstreicht der Freundeskreis, der mittlerweile auf ein großes Netzwerk in Erkrath zurückgreifen kann. Auch Geflüchtete selbst hat er bereits für ehrenamtliches Engagement gewinnen können. So gehören dem Beraterteam schon seit Längerem ein Iraner und seit Kurzem auch eine Syrerin an. Seit einem Jahr ist der iranische Berater zusätzlich auch Mitglied des Vorstandes.