Erkrather sagen mit Fest „Willkommen“

Gemeinsam mit den Flüchtlingen wurde bei Musik und Spielen gefeiert. Außerdem präsentierten sich Vereine und Helfer.

Erkrath. Seit rund zwei Monaten ist das Bürgerhaus Hochdahl Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Inzwischen wohnt dort bereits die zweite Besetzung, dazu kommen noch rund 300 reguläre Asylbewerber in eigenen Wohnungen in Erkrath. Integration funktioniert am besten, wenn man miteinander redet, da sind sich alle einig. Darum hatte die stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Lahnstein nun ein großes Willkommensfest für Flüchtlinge und Erkrather Bürger auf die Beine gestellt.

Und Erkrather Vereine zogen mit: mehrere von ihnen waren mit Ständen vertreten, verkauften Speis und Trank und standen als Ansprechpartner, vor allem für die Flüchtlinge, zur Verfügung. Es war ein vollgepacktes Programm von 10 bis 18 Uhr. Alle Musiker, vom Gospelchor der Freikirche „Assambly of God“ aus Erkrath bis zum international erfolgreichen Friedenssänger Wolfgang Hildebrandt sangen ohne Gage, und sogar das Wetter spielte (lange Zeit) einigermaßen mit.

Der Handwerkerkreis Erkrath vermittelte Praktika bei seinen Mitgliedern an Flüchtlinge. „Praktika sind die einzige Möglichkeit für Flüchtlinge, überhaupt Zugang zum Arbeitsmarkt zu bekommen“, sagt Olaf Grau, Dachdeckermeister und 1. Vorsitzender. „Wir sind hier, um die ‚Humanressourcen‘ zu sondieren“. Denn auch aufseiten der Handwerksbetriebe erhofft man sich Vorteile: Seit Jahren wird es schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden, nicht nur in Erkrath. Die Flüchtlinge dagegen seien hochmotiviert. „Einige würden am liebsten sofort anfangen“, sagt Grau.

Der Freundeskreis Flüchtlinge (gegründet Dezember 2014) informierte über seine Arbeit. Rund 90 ehrenamtliche Lernpaten sind allein im Bürgerhaus rund um die Uhr aktiv, übersetzen und helfen bei Behördengängen, dazu kommen Angebote wie Entspannungsgymnastik, und neu, kreative Handarbeit.

Die Teestube im Haus der Kirchen ist Treffpunkt für Flüchtlinge und Ehrenamtler, analog das Flüchtlings-Café in Alt Erkrath. Auf dem Willkommensfest konnte der Verein bis 16 Uhr bereits 25 neue Bewerber verzeichnen, und immer noch werden mehr Helfer gesucht.

In Gesprächsrunden berichteten Flüchtlinge von den Zuständen in ihrer Heimat und den Widrigkeiten der Flucht. Ein junger Journalist aus Guinea konnte unter der Diktatur nicht arbeiten, weil sein Vater im Widerstand ist. Er floh zunächst in die Ukraine, wo er aber auch nicht bleiben konnte, weil Rassismus dort stark verbreitet ist. Nun hat er bereits sehr gut Deutsch gelernt und hofft auf hier auf einen Job in seinem Fachbereich.

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