Erkrath Forscherin macht neugierig

Erkrath. · Die pensionierte Lehrerin Marie-Luise Borchers ist für lebendige und kurzweilige Vorträge bekannt.

Marie-Luise Borchers befasst sich mit den Biographien bedeutender Menschen – meist Frauen mit Bezug zu Düsseldorf.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Menschen neugierig machen“, sagt Marie-Luise Borchers zu ihrem Lebensmotto. Und sie fügt hinzu: „Ich will anregen – Interesse wecken“. Wie die pensionierte Lehrerin aus Hochdahl das schafft? Sie befasst sich mit den Biographien bedeutender Menschen aus der Vergangenheit, vornehmlich Frauen und meistens haben diese einen Bezug zu Düsseldorf.

Die Biographin Marie-Luise Borchers, die auf 40 Jahre Schuldienst zurückblickt, recherchiert akribisch, versinkt in die Epoche ihrer Protagonisten. Sie versucht, das authentische Leben dieser Persönlichkeiten zu erforschen. Es geht um Kultur, Zeit, Gesellschaft. Am Ende ihrer Recherchen stehen lebendige und kurzweilige Vorträge, zum Beispiel über Jakobe von Baden, Betty Heine (der Mutter von Heinrich Heine), über Clara Schumann oder Anna-Maria-Louise de Medici, der italienischen Ehefrau von Jan Wellem.

Ihr gefallen besonders Frauenkarrieren

Ebenso Katja Mann oder Bettina von Arnim. 13 Frauenpersönlichkeiten hat sie auf diese Weise erarbeitet. Nach ihrer Pensionierung als begeisterte Lehrerin war Marie-Luise Borchers auf der Suche nach einer Aufgabe, für die sie „brennen“ kann. Durch ein Gespräch wurde der Hochdahlerin die Möglichkeit eröffnet, kulturelle Stadtführungen in Düsseldorf anzubieten. Das habe sie lange mit großem Enthusiasmus gemacht. Jetzt aber bevorzugt Marie-Luise Borchers, die Vorträge vor ausgesuchtem Publikum auf ehrenamtlicher Basis zu halten.

In Erkrath sind es der Rosenhof in Alt-Erkrath oder verschiedene kirchliche Einrichtungen. In benachbarten Städten – wie Düsseldorf, Haan oder Duisburg – trifft sie ebenfalls auf begeisterte Zuhörer. Wer einen ihrer Vorträge gehört hat, wartet schon auf die Möglichkeit, wieder in die Welt der Frauen-Persönlichkeiten eintauchen zu können.

Ihre neueste Idee: Frau Borchers hat einen virtuellen Rundgang durch Düsseldorf ausgearbeitet, um alle wichtigen Stationen der ersten 16 Lebensjahre von Heinrich Heine, wie zum Beispiel Maxkirche oder das Altstadt-Kloster, in Fotos festzuhalten. „Es gibt so viele interessierte Menschen, die einen Rundgang zu Fuß nicht mehr schaffen“, sagt sie. Mit ihnen wolle sie auf Spurensuche gehen. Unendlich viele Beziehungspunkte und auch Anekdoten schildert Marie-Luise Borchers mit den Bildern. Das rundet das Geschichtsbild um den jungen Heine authentisch ab. „Köstlich“ sei zum Beispiel Heines Beschreibung vom Einzug Napoleons in Düsseldorf. Zu jedem neu erarbeiteten Vortrag lädt sie etwa 25 ihrer persönlichen Freunde in ihr Hochdahler Wohnzimmer, quasi eine Generalprobe. „Ich brauche den Blickkontakt zu meinen Zuhörern“, sagt Marie-Luise Borchers.  Das sei jetzt nicht anders als damals bei ihren Schülern. In jedem Fall gilt es, Aufmerksamkeit und Interesse zu wecken. Die Lebendigkeit eines Vortrags sei ihr am wichtigsten. Nur so könne sie erreichen, dass der Zuhörer selbst in die skizzierte Epoche eintaucht und die Historie versteht.

 In Buxtehude ist Marie-Luise Borchers geboren, im Alten Land aufgewachsen. Ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter Lehrerin. Marie-Luise Borchers ist stolz auf ihre Eltern-Gene. Mit Neugierde und Menschenzugewandtheit erlebt sie dadurch ein erfülltes Leben. Die Pandemie hat mehr als ein Dutzend Termine platzen lassen. Inzwischen aber trauen sich die Veranstalter langsam eine Wiederbelebung des kulturellen Angebots zu.