Finanzen: Kirche zieht die Notbremse

Um das Finanzdefizit in den Griff zu bekommen, greift die Evangelische Gemeinde Erkrath zu drastischen Sparmaßnahmen.

Erkrath. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Das sagt sich das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Erkrath — und zieht die Reißleine.

Weil das jährliche Defizit mittlerweile bei 200 000 bis 250 000 Euro liegt und ein Rückgang nicht abzusehen ist, werden nicht nur die drei Pfarrhäuser an den Standorten in Alt-Erkrath, Unterfeldhaus und Unterbach sowie das Küsterhaus in Unterbach verkauft. Obendrein soll das Gemeindezentrum an der Matthias-Claudius-Straße in Unterfeldhaus aufgegeben und ebenfalls verkauft werden.

„Der Beschluss ist uns natürlich nicht über Nacht eingefallen“, sagt Axel Epe, der Vorsitzende des Presbyteriums. „Das war ein langer, langer Prozess, der etliche Klausurtagungen in Anspruch genommen hat.“

Außerdem habe sich das Ganze ja abgezeichnet. Sommer: „Hätten wir nicht schon 2010 eine freiwillige Haushaltssperre verhängt, wäre das Defizit noch größer. Im Vorjahr war die Lücke nämlich schon 300 000 Euro groß.“

Die Gründe für die Schieflage sind für Epe vielfältig. Neben der rückläufigen Mitgliederzahl — aktuell sind es noch 6500 — ist es vor allem die Dreiteiligkeit. „Wir sind teurer als jede andere Gemeinde vergleichbarer Größe“, sagt der Presbyteriumsvorsitzende und zählt auf: drei Gemeindezentren, zwei Kirchen, drei Bezirke. „Vom Personal bis zur Instandhaltung der Immobilien — bei uns schlägt alles mehrfach zu Buche.“

Einig war sich das Presbyterium darin, zuerst den Rotstift bei den Gebäuden und nicht bei den Mitarbeitern anzusetzen. Pfarrer, Küster, Kirchenmusiker und Jugendleiter sollten nicht entlassen und deren Stellen nicht reduziert werden.

Die Aufgabe des Gemeindezentrums in Unterfeldhaus bedeute daher keinesfalls den Rückzug aus dem Ortsteil. So gebe es bereits eine grundsätzliche Zusage der katholischen Gemeinde, das Gemeindezentrum am Neuenhausplatz mitnutzen zu können. „Es werden aber alle Alternativen geprüft“, sagt Pfarrerin Gisela Kuhn.

Auf sie kommt in den kommenden Monaten eine Herkulesaufgabe zu. Denn die Ortspfarrerin und „ihre“ Unterfeldhauser fühlen sich als Verlierer der Sparmaßnahmen. „Keinen anderen Bezirk trifft es so“, sagt Gisela Kuhn.

Sie befürchtet, dass vor allem Ältere, für die das Haus an der Matthias-Claudius-Straße Teil ihrer Heimat und Zentrum ihres christlichen Lebens gewesen ist, der Gemeinde den Rücken kehren. „Wir in Unterfeldhaus sind die Unterlegenen. Aber wir sind gute Demokraten, und wir werden das akzeptieren.“