Ganz Erkrath packt das Lauffieber
Familien, alte Hasen, und Anfänger gingen beim Neandertallauf auf die Strecke. Sieger wurde David Sudowé.
Erkrath. Der „laufende Meter“ wurde beim „Neandertallauf“ gestern Realität. Denn viele der wieselflinken Bambini maßen in der Tat nicht viel mehr als einen Meter Größe und bewältigten ihre Ein-Kilometer-Strecke im Blitztempo. 285 der 1200 Läufern, die am Sonntagmorgen vom TSV-Zentrum an der Sedentaler Straße in Erkrath aus starteten, waren unter zwölf Jahre alt. Gut vorbereitet waren unter anderem die 18 Vierjährigen der Kita im Paul Schneider-Haus in Erkrath. Kita-Leiterin Anja Karalus, nach eigenem Bekunden selbst ein sportlicher Mensch, hatte die Kleinen regelmäßig trainiert. Daran gab es für den Beobachter am Rand der supergut besuchten Veranstaltung keinen Zweifel: Dass so kleine Beinchen so flitzen können! 18 von 40 Kindern einer Kita, die derart sportlich unterwegs sind wie die Mädchen und Jungs aus dem Paul Schneider-Haus, sind für die Organisatorin der Mammut-Veranstaltung, Ulrike Fritz, eine prima Quote. „Immerhin fast 50 Prozent“, sagte sie strahlend.
Max Baumgart (9) hätte eigentlich beim Volkslauf gar nicht dabei sein dürfen. Offizielle Ansage: „Erst ab zwölf Jahre“. Aber Max war mit Papa Markus und Schwester Hannah (12) unterwegs und da wurde eine Ausnahme gemacht. Der Junge landete gleich auf dem 13. Platz, ein drahtiges schnelles Bürschchen, auf das die ganze Familie stolz ist. „Erzähl mal, was du jeden Tag so an Sport machst“, forderte der Papa auf. „Basketball, Tennis, Fußball und Laufen“, kam es aus dem Mund des jungen Leichlingers. Immerhin ging Schwester Hannah als zweite Frau beim Volkslauf durchs Ziel. „Sonst läuft auch noch meine Frau mit. Die ist aber heute erkältet“, bedauerte Markus Baumgart, der übrigens für das Team der Erkrather Farbenfirma Schmincke an den Start ging.
Viel Lob haben die Organisatoren des TSV Hochdahl verdient: Die blickten gestern im Gewusel der Generationen und den vielen Zuschauern durch und behielten die Ruhe. Bei diesem 27. Neandertallauf zeigte sich die Routine der Planer. Immerhin waren 150 Helfer am Start.
Klaus Gaspers, Moderator
Die souveräne Moderation von Klaus Gaspers unterstrich die gute Laune der Anwesenden. „Auch der Letzte, der durchs Ziel kommt, soll Spaß haben und keinen Frust“, so das Credo des Laufs. Und das trug mit Sicherheit zur positiven Stimmung der Anwesenden bei, die trotz grauen Himmels ausharrten, bis sie selbst oder ihre Verwandten an den Start gingen.
Übrigens der erste, der mit Abstand beim fünf Kilometer langen Volkslauf unter 220 Teilnehmern mit dünnen langen Beinen geradezu über die Ziellinie flog, war Jonas Sudowé (19), ein junger Erkrather, der mit knapp 1,90 Meter gerade mal 68 Kilogramm auf die Waage bringt. Er brauchte 18,16 Minuten und war stolz auf einen Schnitt von 3,43 Minuten pro Kilometer. Letztes Jahr sei er nur Zehnter geworden, berichtet der Bankkaufmann in der Ausbildung. Und fügt dann ganz ehrlich an: „Aber diesmal sind die ganz Schnellen auch nicht mitgelaufen.“ Die waren vielleicht bei der Konkurrenzveranstaltung in Venlo, einem Halbmarathon mit 10 000 Teilnehmern, wie TSV-Pressewart Jürgen Bröker mutmaßte. Innerhalb Deutschlands würden die Lauf-Events koordiniert, mit dem benachbarten Ausland leider nicht. Es gab noch eine andere Erklärung für die etwas geringere Beteiligung in diesem Jahr: „Wir machen unseren Lauf immer am dritten Wochenende im März“, sagte Ulrike Fritz, „dass das diesmal in die Osterferien fällt und viele weg sind, ist nicht unsere Schuld.“
Auffallend war gestern, dass viele Familien an den Start gingen. Beim Hauptlauf landete später der Bruder des Volkslaufsiegers Jonas Sudowé, David, auf dem ersten Platz. Er schaffte die anspruchsvolle Strecke durchs Neandertal mit ihren 14,065 Metern in der Superzeit von 0:50:39 Stunden vor Damian Kaminski (0:51:49). Bei so sportlichen Söhnen verwundert es nicht, dass auch Mutter Marion Sudowé zweimal pro Woche fünf Kilometer rennt und Anfang August beim Kö-Lauf dabei sein will.
Aus Neukirchen-Vluyn war eine Truppe mit 16 Mitgliedern angereist, die sich warm machte, um als Nordic-Walker beim 14-Kilometer-Lauf zu starten. Mit dabei auch ein drahtiger 80-Jähriger, der zwei knappe Stunden für die Berg-und-Tal-Strecke einkalkulierte. Dass es sich auch im fortgeschrittenen Alter noch lohnt, mit dem Laufen zu beginnen, bestätigte Peter Bürgel (55). Er hat vor drei Jahren angefangen und sich bis heute zum Schnellsten der Truppe hochgearbeitet.
Bevor die Erkratherin Monika Azizmohammadi selbst an den Start für den Hauptlauf ging, feuerte sie ihren sechsjährigen Sohn Mick an — mit Erfolg. Hochkonzentriert gewann der Kleine unter Mamas Jubel den Bambini-Lauf. Natürlich waren auch die Brüder Joshua und Eliot sportlich unterwegs. Eine schnelle Familie, wie viele, die am Sonntag dabei waren.