Gläserne Verkündigung
240 000 Euro kostet die Restaurierung der 100 Jahren alten Fenster in der Kirche St. Franziskus in Trills. Ein Fachmann erklärt, was dafür alles gemacht wird.
Hochdahl. Flutendes Gelb, sattes Rot, feine Zeichnungen von Gesichtern und üppig fallende Gewändern — „solche Fenster könnte man heute nicht mehr schaffen“, sagt Hans-Josef Rosenbach im Kirchenschiff von St. Franziskus schwärmend.
Am Samstag führte der Fenster-Experte des Kirchenvorstands 40 Kunstinteressierte durch die Trillser Kirche. An Beispielen erklärte er, wie die mehr als 100 Jahre alten Scheiben restauriert und vor künftigen Schäden geschützt werden.
Die nackte Schutzverglasung wird den Chor nur noch bis zum März leer und kalt aussehen lassen. Dann sollen die prächtigen Fenster mit der Darstellung des Gnadenstuhls, der göttlichen Dreifaltigkeit, wieder eingesetzt werden.
„Ende des 19. Jahrhunderts hat man von Kunstwerken erwartet, dass sie Gottes Wort verkünden“, erklärt Rosenbach. Darin seien sie durchaus als der Bibel ähnlich anzusehen. Der Pfarrer habe die Motive vorgegeben, der Künstler sie ausgestaltet. Ganz viel aus dem Leben und der Politik der Entstehungszeit sei in die Bilder eingeflossen.
„Ich wusste früher nicht, dass die Fenster so wertvoll sind“, sagt Rosenbach. Zwar gebe es im Erzbistum Köln viele Kirchen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, doch seien die meisten Fenster zerstört worden. Der Krieg habe Schäden hinterlassen, danach habe man sich schlichtere Kirchen gewünscht, berichtet der Glasfachmann: „Die Fenster galten als alter Schrott. Gut, dass man kein Geld hatte, sonst wären die rausgerissen worden.“ Die Reparatur galt vor 50 Jahren als kaum machbar.
Inzwischen haben die Techniker gelernt. Zwischen dem inneren und dem äußeren Glas lassen sie einen Spalt, durch den die Luft frei zirkulieren kann. Kondenswasser und Schmutz bilden sich dann nur noch am Schutzglas.
Die künstlerische Restaurierung zeigt sich in den Details. Moos und Algen hatten die alten Scheiben angegriffen. Jetzt wurden Sprünge geklebt, falsch repariertes Glas wurde ausgetauscht. Windstangen, die die Flächen versteifen, wurden auf die Außenseite verlegt. Dadurch wird innen ein durchgehendes Bild sichtbar. Rosenbach: „Jede Scheibe ist dokumentiert.“
Mit seinem Wissen über Glas und Kunst ist Rosenbach in der Gemeinde bekannt geworden. Seine Vorträge sind ein Anziehungspunkt: „Ich habe mitbekommen, dass er sich für die Restaurierung einsetzt“, sagt Besucherin Dagmar Behrendt.
Die Restaurierung der Fenster und die neue Schutzverglasung kosten 240 000 Euro. Von den 30 Prozent, die die Gemeinde tragen muss, fehlen noch üppige 60 000 Euro. Dafür sammelt die Kirchengemeinde Spenden.