Keine Förderung mehr für Lanzeitarbeitslose?
Der Sozialdienst sieht Projekte zur Förderung von Langzeitarbeitslosen stark gefährdet.
Erkrath. Sven Jancik trägt die Latzhose des SKFM-Projekts „Rundum“ wie selbstverständlich. Es ist ihm anzumerken, dass es nicht nur die Kleidung ist, in der er sich wohlfühlt. „Wäre ich nicht hier, dann wäre ich wieder in meinem alten Leben“, sagt der 30-Jährige. Und das waren Drogen, Drogenhandel, Gefängnis.
Beim Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Alt-Erkrath hat er die Chance, mit professioneller Unterstützung einen Weg zurück in ein „normales Leben“ zu finden. „Mit meinem Lebenslauf habe ich keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt“, sagt er. Aber mit einem Arbeitszeugnis vom SKFM sähe das schon anders aus.
Nur: Sven Jancik, Heike Hamad (42), Axel Spruch (33) und Gabriele Büschenfeld (42) sowie weitere 31 Frauen und Männer könnten die letzten Langzeitarbeitslosen sein, die der SKFM betreut. Weil die Bundesregierung plant, die öffentlich geförderte Beschäftigung zu reformieren, befürchtet der Sozialdienst seinen Beschäftigungsbereich schließen zu müssen.
Für junge Männer wie Sven Jancik würde das der Weg zurück ins Drogenmilieu bedeuten. Er hat keine Ausbildung gemacht, „seine Jugend vergeudet“, wie er selbst sagt. Beim SKFM sammelt er Möbelspenden ein, baut Schränke und Betten in Privatwohnungen ab, transportiert sie zum SFKM-Standort an der Helena-Rubinstein-Straße, wo sie preiswert verkauft werden. „Ich repräsentiere den SKFM, ich brauche ein freundliches Auftreten“, sagt er.
Und nicht nur das. „Im Alltag gibt es jede Menge Probleme. Manchmal kommt man unverschuldet zu spät zu Arbeit, manchmal sind die Kunden unfreundlich“, sagt Norbert Baumgarten, SKFM-Geschäftsführer. „Bei uns lernen die Langzeitarbeitslosen auch, mit dem täglichen Frust in der Arbeitswelt umzugehen.“
Deshalb werden beim SKFM arbeitsmarktnahe Bedingungen geschaffen. Dazu gehört auch eine Stechuhr. Arbeitszeit, in der nicht gearbeitet wird, wird auch nicht mit einem Euro pro Stunde entlohnt. Gleichzeitig werden die Menschen sozialpädagogisch betreut.
„Es wird immer wieder Menschen geben, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht berücksichtigt werden“, sagt Reinhard Knitsch (Grüne). Sie hätten es extrem schwer, eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. „Aber das Kernproblem liegt auf der politischen Ebene“, sagt er. Mit Detlef Ehlert (SPD) und Bernhard Osterwind (BmU) hat er sich die Sorgen der Langzeitarbeitslosen sowie der Verantwortlichen beim SKFM, darunter auch Fachbereichsleiterin Ursula Geisen, angehört.
Seit acht Jahren leitet diese den Fachbereich „Beschäftigung und Qualifizierung“, die geplanten Reformen des Arbeitsmarktes empören sie. Denn die Begleitung der Langzeitarbeitslosen sei in dem Gesetzentwurf nicht vorgesehen. „Aber die braucht es, damit die Menschen den Druck auf dem Arbeitsmarkt aushalten.“