Neujahrsempfang: Ein Haus voller Leben
Im Franziskus-Hospiz wurden 80 Gäste und Freunde begrüßt.
Hochdahl. Es ist ein Haus voller Leben und mit vielen Freunden. Die 80 Gäste des Franziskus-Hospiz Hochdahl haben am Freitag zum Neujahrsempfang kaum in das Foyer gepasst. Vor der großen Glaswand zum privaten Innenbereich versammelten sich alte Bekannte, Förderer und Ehrenamtliche, und informierten sich über einen neuen Meilenstein der Hospizbewegung: „Der Charta zur Betreuung Sterbender wird zentrale Bedeutung zukommen“, sagte Goswin Walter, Vorsitzender des Hospizvereins. Den Einsatz für ein Lebensende in Würde nennt er eine Bürgerbewegung.
Besucherin Brigitte Hillig ist dem Haus verbunden, seit ihr Vater dort seine letzten Tage verbrachte: „Die Familien werden hier liebevoll begleitet.“ Beim Café für Angehörige sei ihre Mutter erst skeptisch gewesen, habe dann aber doch gute Gespräche in der Runde geführt. „Sie hat gesagt: ‘Papa ist am Sterben, und ich trinke hier Sekt. Aber es hat gut getan.’“, sagte die Gruitenerin.
Die meisten Bewohner bleiben nur wenige Tage im Hospiz. Im vergangenen Sommer aber kam es zu einer seltenen Konstellation: sechs Gäste blieben über viele Wochen gemeinsam im Haus. „Das Leben fand im Hof, am Brunnen statt“, erzählte Schwester Renata Ehlert. Von ihren Betten hätten sich die Kranken zugewunken, sich angefreundet. Bei herrlichem Wetter hätten sie geredet, ein Bier getrunken oder Zeitung gelesen. „Ein Bewohner hat gesagt: ‘Für kurze Zeit ist mir das Leben ein zweites Mal geschenkt worden’“, sagte die Franziskanerin.
Zum Neujahrsempfang eröffnete gleichzeitig die Ausstellung von Hans Rams. Der Waldbreitbacher Künstler hatte bereits am Bau des Hospizes mitgewirkt. „Meine Hauptaufgabe ist die Gestaltung sakraler Räume“, sagte der Künstler. Mit Materialien, die bei dem Bau großer Pappelaltäre abfallen, mit Schalplatten voller Gebrauchsspuren aus dem Betonbau gestaltet er Bilder. „Nachtlicht“, „Hoffnung“ und den „Haltsuchenden“ seien von den Gästen schon ins Herz geschlossen worden, beobachtete Vorstandsmitglied Ulrike Herwald.
Dabei stellte die Vereinsfrau klar: „Das Hospiz ist kein Museum.“ Man solle sich nicht ablenken lassen vom Kerngedanken der Hospizarbeit: „Die Menschen wollen zu Hause betreut werden.“ Die stationäre Aufnahme im Hospiz komme nur in Frage, wenn es nicht mehr anders geht.
Mehr als 100 Freiwillige seien im Verein aktiv, hätten sich in Seminaren fit gemacht für die Betreuung. „Im Grundseminar geht es um Selbsterfahrung, um die Frage ‘Kann ich das?’, sagte Ulrike Herwald. Im Aufbauseminar vermittelt das Hospiz Kenntnisse über moderne Therapien, über soziale und spirituelle Aspekte der Begleitung. Der Begriff „Sterbehospiz“ sei schon lange überwunden, stellte Ulrike Herwald fest: „Es geht um Leben bis zuletzt.“