Erkrath Eltern-Taxis gefährden Schüler
Erkrath · Der auch an der Millrather Grundschule übliche Hol- und Bringservice nervt Schüler, Lehrer und Anwohner.
Das Chaos ist in der Woche morgens täglich zu beobachten, besonders in der dunklen Jahreszeit und bei Regen: Autos stauen sich von der Schulstraße hoch bis in den Ahornweg, Türen fliegen auf, Eltern laden Ranzen aus und dutzende Grundschüler nehmen die letzten Meter bis zum Klassenraum ins Visier, zum Teil vorbei an aufgestauten Autos. Den Lehrern gefällt das gar nicht. Nicht nur die Bewegung komme zu kurz, auch das Unfallrisiko steige. Es grenze an Wunder, dass noch nichts passiert sei.
Das Hinweisschild vom Förderverein bringt gar nichts
Schulleiterin Ulla Winz, die das hartnäckige Problem mit der Übernahme der Schule im Jahr 2000 gewissermaßen geerbt hat, findet es höchst bedenklich, „dass wir offenbar in Zeiten leben, in denen Eltern ihren Kindern gar nichts mehr zutrauen.“ Nach der Devise „je näher, desto besser“ würden sie morgens, auch wenn die meisten gar nicht weit entfernt wohnten, am liebsten unmittelbar vor der Schule abgesetzt, häufig unter Missachtung der Verkehrsregeln. So hat der Förderverein vor dem Südeingang ein Plakat angebracht, das auf den dortigen Sperrstreifen und das dazugehörige Halteverbot hinweist. „Bringt absolut nichts“, so die Erfahrung von Ulla Winz.
Gleiches gelte auch für die Elternhaltestelle, die die Stadt Erkrath zur Entspannung der Situation unten an der Dorfstraße eingerichtet hat, gleich vor der alten Schule in Millrath, die jetzt als Kunsthaus dient. „Diesen Haltepunkt nutzt niemand, er ist den meisten Eltern noch viel zu weit von der Schule entfernt und der Bürgersteig zu schmal“, berichtet Ulla Winz. Gefährlich sei der Weg aber nicht – vorausgesetzt, die meisten Kinder kämen zu Fuß zur Schule. Aber da sei trotz aller Eltern- und Schülerinformationen, Hinweisschilder, persönliche Appelle, Verkehrserziehung und sonstiger Hilfestellung noch keine Trendwende in Sicht.
Wie die Schulleiterin ärgert sich auch Anwohnerin Anje Weil darüber, dass das gelegentlich auftauchende Ordnungsamt bestenfalls Verwarnungen ausspricht, aber keine Knöllchen an die unbelehrbaren Parksünder verteilt und so zur Verhaltensänderung motiviert. Zwischen 7.45 und 8 Uhr verlasse sie nach Möglichkeit nicht das Haus, weil ihr das werktägliche Parkchaos „viel zu gefährlich“ sei – vor allem kurz vor 8 Uhr, wenn besonders eilige Eltern anrollen und ihre Sprösslinge noch schnell bis vors Schultor kutschieren wollen.
Anje Weil hat selbst Kinder, die einmal die Grundschule besucht haben, und war lange Zeit im Förderverein. Seit dieser Zeit wirbt sie bei Eltern dafür, die Kinder möglichst zu Fuß zur Schule zu schicken. Am Ende gehe es doch um frische Luft, Bewegung, bessere Konzentration und Stärkung des Selbstwertgefühls.
„Lassen Sie ihr Kind zu Fuß in die Schule gehen und erhöhen Sie damit die Chance, dass es Abitur macht – vielleicht wäre das ja mal ein Appell, der bei Eltern fruchtet“, sagt Weil.
Für Schulleiterin Ulla Winz ist klar: „Die Stadt muss sich des Problems annehmen und überlegen, wie sie das abstellen kann. Dafür müsste auch das Ordnungsamt härter durchgreifen, sonst lachen die Leute doch nur darüber. Denn wir bekommen die Eltern mit Appellen allein nicht in den Griff.“ Gelegentlich stellen sie oder Kollegen sich morgens an den neuralgischen Punkt, um Eltern auf deren Verhalten anzusprechen.