Nur der Name erinnert an die Rosenzucht
Hinter dem Haus an der Neanderstraße wurde um 1900 eine üppige Blütenpracht gepflegt. Es gab sogar ein beheiztes Gewächshaus.
Erkrath. Das hat Stil und zeugt von Geschichtsbewusstsein: In der Nähe der Haltestelle „Rosenberg“ an der Neanderstraße in Erkrath hat jemand einen Rosenstrauch gepflanzt, rosarot und duftig. Rentner Benno Lohn, Eigentümer des Hauses „Rosenberg“, war es nicht, das schwört der Nachfahre der Rosenzüchter und Betreiber der Gastwirtschaft, auf die der Haltestellenname Bezug nimmt, Stein und Bein. Aber „wunderschön“ findet er es allemal.
In seiner Hausbibliothek verwahrt Benno Lohn eine Ausgabe der Vereinszeitschrift der „Ercroder Jonges“ von 2003, in welcher der mittlerweile verstorbene Lehrer und Historiker Bringfried Metzner die Geschichte des Hauses „Rosenberg“ am Brockerberg (Teil der heutigen Neanderstraße vor dem Abfall zur Gink hin) erzählt. Und die geht so: Das Gebäude „Rosenberg“ an der Neanderstraße 7 ist eines der ältesten Häuser in Erkrath und stand bis Ende des 19. Jahrhunderts allein am Ortsausgang nach Westen. Dazu war (und ist!) es mit ausgebautem Dachgeschoss und Läden an allen Fenstern ein stattlicher, solider Bau, der von einem Landwirt vermutlich um 1830 errichtet worden war, mit Holz und Steinen und Lehm aus der Umgebung.
Die nachfolgenden Generation setzten die landwirtschaftliche Tradition fort, bis Haus und Äcker Ende des Jahres 1889 für einen stolzen Preis an den offenbar mit Fleiß, Tüchtigkeit und Geschick gesegneten Gärtner Joseph Raudenkolb (und seine Frau Louise) aus Unterfranken verkauft wurden, dem Urgroßvater von Benno Lohn. Raudenkolb pflanzte keine Kartoffeln, sondern eine Spezial-Rosenkultur, für deren Wohlergehen er ein beheiztes Gewächshaus errichten ließ, noch ein bisschen später durch eine Dampfheizung modernisiert.
Raudenkolb gärtnerte auch in der Nachbarschaft und soll die Bäume im mittlerweile denkmalgeschützten Park der Familie Kröner an der Düsseldorfer Straße 1 gepflanzt haben. Ende 1892 ist dann im Haus „Rosenberg“ eine Gastwirtschaft eröffnet worden, die der parallel betriebenen Rosenzucht wegen „Zum Rosenberg“ genannt wurde. Das Lokal florierte, bei schönem Wetter saßen die Gäste vor dem Haus an der damals, um 1900, wenig befahrenen Straße. In einem Anbau aus dem Jahr 1905, „das Sälchen“ genannt, sang der Chor „Fidelio“.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ging der Sohn des Hauses verloren, die Wirtschaft wurde zunächst verpachtet, später aber von Tochter Louise übernommen, die daraus wieder eine angesehene Restauration und ein Gartenlokal machte. Sie heiratete zwischendurch noch einen Herrn namens Franz Lohn und bekam Kinder, darunter einen „Benno“ genannten Sohn namens Bernhard, dem Vater des heutigen Besitzers Benno Lohn, dessen Sohn wiederum jetzt im hübsch restaurierten, von Kriegsschäden verschont gebliebenem „Rosenberg“ zuhause ist. Ausgeschenkt wird dort aber seit Oktober 1972 nichts mehr, jedenfalls nicht öffentlich, und Rosen muss man jetzt im Blumenladen kaufen, weil die ehemaligen Felder allesamt verkauft und verbaut sind. „Das habe ich verbrochen“, gesteht Erbe Benno Lohn, der immerhin noch ein Gemälde zuhause hat, das den einst so prächtigen Rosengarten zeigt.
Wetterfest in Folie verschweißt, sollte der Metznersche Aufsatz übrigens unbedingt an der Haltestelle ausgehängt werden. Eine schöne Lektüre, falls der Bus mal wieder später kommt.