Sandheide: Wiesen laden zum Spielen ein
Emma Kuznyetsova lebt seit zehn Jahren in dem Erkrather Stadtteil. Ihr Lieblingsplatz ist die Bushaltestelle an der Sandheider Straße.
Erkrath. Emma Kuznyetsova fühlt sich wohl in der Sandheide. Vor allem in ihrem kleinen Appartement mit Balkon an der Sandheider Straße. „Es ist klein, aber für mich reicht es vollkommen“, sagt die gebürtige Ukrainerin. Die lebenslustige und aufgeschlossene Frau hat sich bereiterklärt, uns ihr Quartier zu zeigen.
Denn seit sich die Stadt Erkrath um das Projekt „Soziale Stadt“ bewirbt, ist die Sandheide in aller Munde. Vor allem von offizieller Seite gibt es Wünsche, Verbesserungsvorschläge und Pläne. Doch, wie lebt es sich in dem Stadtteil, der geprägt ist von mehrgeschossigem Wohnungsbau? Und der inzwischen in die Jahre gekommen ist.
Emma Kuznyetsova kann einen Einblick geben. Seit zehn Jahren wohnt sie dort, hat Kontakte zu Nachbarn, Freunden und zu ihrer Familie. Die Tochter wohnt gleich im Haus nebenan, zusammen mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern. Emma Kuznyetsova ist oft mit den Enkeln unterwegs und deshalb sieht sie ihr Umfeld vor allem aus Kindersicht kritisch.
Emma Kuznyetsova, Anwohnerin Sandheide
„Überall ist Fußballspielen verboten“, sagt sie und deutet bei unserem Rundgang durchs Quartier auf die entsprechenden Schilder, die so gut wie an jeder Hauswand und auf dem Rasen angebracht sind. Dabei würden die großzügigen Rasenflächen geradezu zum Spielen einladen. Und was nicht offiziell verboten ist, werde oft von Nachbarn kritisch beäugt.
Bleibt der öffentliche Spielplatz am Rand des Mahnerter Bachs. Der sei sehr schön geworden, sagt Emma Kuznyetsova. Leider verdeckt wucherndes Grün an vielen Stellen den Einblick. Der Bolzplatz gleich nebenan ist mehr für die älteren Kinder. „Die Kleinen werden von den Großen verscheucht“, sagt Emma Kuznyetsova. Ein Schicksal, das die Jüngeren wohl nicht nur in der Sandheide trifft.
Wer sich in den Blocks rund um die Sandheider Straße nicht auskennt, kann sich dort glatt verlaufen. Aber Emma Kuznyetsova weiß den Weg und auch, dass die Häuserzeilen unterschiedlichen Unternehmen gehören. Das sei auch am Zustand der Häuser zu erkennen. An einigen blättert schon länger die Farbe von der Fassade, ohne dass jemand zum Farbeimer griffe.
Sonst herrscht überall das gleiche Bild, mehrstöckige Häuser mit Balkonen, an denen die Satellitenschüsseln wie Pilze aus dem Beton geschossen sind. Aber auch bepflanzte Blumenkästen so wie bei Emma Kuznyetsova selbst, um das Umfeld zu verschönern. Dazu die überall kurz gemähten Rasenflächen, die auch an diesem Tag gepflegt werden.
Leben findet darauf allerdings wenig statt. Nur unter einem großen Baum direkt an der Sandheider Straße. „Dort spielen nachmittags die Mädchen mit ihren Puppen“, sagt Emma Kuznyetsova.
Sie zeigt uns auch die Stelle über der Tiefgarage, an der sich im Sommer öfter Erwachsene oder Familien zum Grillen treffen. Grill, Stühle und Tische müssen sie dann selbst mitbringen, denn Sitzgelegenheiten gibt es dort nirgends. Zwar gibt es viel Rasen rund um die Häuser, doch Platz für die Menschen gibt es darauf nicht.
Emma Kuznyetsova Lieblingsplatz in ihrem Quartier ist deshalb auch die Bushaltestelle an der Sandeider Straße, direkt bei ihr um die Ecke. Dort sitzt sie bei schönem Wetter abends gern mit ihrer Tochter und schaut den Menschen und den vorbeifahrenden Autos zu.
Und wenn sie mal einen Kaffee außerhalb ihrer Wohnung trinken möchte, geht sie zum Sandheider Markt. Einkaufen sagt sie, sei kein Problem. Gleich in der Nähe sei ein Discounter, der Bus bringe sie schnell zum Hochdahler Markt. Alles bestens. Wenn da nicht nur überall die Verbotsschilder wären.