Tafel verteilt 175 Tonnen Nahrung
Zahl der Bedürftigen steigt. Aktuell kommen 1080 Personen zur Ausgabe.
175 Tonnen Lebensmittel haben die Ehrenamtler der Erkrather Tafel im vergangenen Jahr von Supermärkten, Discountern, Bäckereien und Gemüseläden eingesammelt.
Damit die Waren immer frisch im Tafelladen ankommen, gibt es jetzt einen neuen Kühltransporter. Der VW Crafter ersetzt einen Mercedes Sprinter, der fast neun Jahre für die Tafel im Einsatz war.
Die abgeholten Waren wurden im vergangenen Jahr an 1080 Personen verteilt. 404 bedürftige Familien (789 Erwachsene und 220 Kinder) konnten damit versorgt werden. „Die Bedürftigen sind zu 60 Prozent SGB-II-Bezieher, zu 20 Prozent Rentner, die Leistungen nach SGB 12 erhalten, und zu zehn Prozent Asylsuchende“, erklärt Jürgen Mann, 1. Vorsitzender der Erkrather Tafel.
Die Flüchtlingswelle hat die Situation in Erkrath aktuell weiter zugespitzt. 60 Personen sind im ersten Halbjahr 2015 neu zur Erkrather Tafel gekommen, 44 von ihnen sind Asylbewerber. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres habe sich die Zahl vervierfacht, rechnet Mann vor. Die Anzahl der Abholer, die zu den zwei wöchentlichen Terminen in die Lebensmittelausgabe an der Schmiedestraße kommen, erhöhe sich damit in diesem Jahr von jeweils rund 110 auf schätzungsweise 130, sagt er: „Ein Anstieg ist ganz klar da. Als ich vor sieben Jahren bei der Tafel anfing, kamen rund 70 Abholer. Jetzt sind wir bei etwa 130.“
Marion Ludwig, Kundin
Und damit erreicht die Tafel längst nicht alle Anspruchsberechtigten. „Hierhin zu kommen, braucht ganz gewiss Überwindung“, weiß Tom Rehmann aus eigener Erfahrung — ebenso wie er die Tatsache kennt, dass man heute „schnell in Hartz IV abrutschen kann“. Der ehemalige Verkäufer ist vor fünf Jahren arbeitslos geworden, da sein früherer Arbeitgeber viele feste Mitarbeiter zugunsten von Zeitarbeitern entließ.
Zur Tafel kommt Tom Rehmann aber erst seit zwei Jahren. „Man ist sich anfangs zu fein“, sagt er: „Als ich noch meinen Job hatte, fand ich die Initiative der Tafel zwar gut, dachte aber: Da würde ich mich nie anstellen!“ Dann änderten sich seine Lebensumstände und schließlich habe er sich dann doch getraut und sei „einfach mal hingegangen“. Zuerst sei er abseits stehen geblieben und habe die anderen Abholer beobachtet. „Wohl gefühlt habe ich mich da gar nicht“, sagt er.
Inzwischen ist Rehmann froh, dass er den Schritt zur Erkrather Tafel gewagt hat. „Was ich hier bekomme, ist gute Qualität. Ich bin sehr zufrieden. Umgerechnet trage ich hier manchmal Lebensmittel raus, die anderswo 30 bis 40 Euro kosten würden.“
Auch Marion Ludwig ist dankbar, dass es die Erkrather Tafel gibt. „Die Tafel ist eine super Hilfe — auch für viele Rentner. Lebensmittel werden immer teurer und man braucht ja auch noch anderes, bei dem man sich sonst einschränken müsste. Dank der Tafel muss ich nur noch wenige Lebensmittel woanders hinzukaufen“, sagt die Hochdahlerin. Auch sie verlor ihren Arbeitsplatz als Verkäuferin.
„Anfangs ist es in der Tat schwer, zuzugeben, dass man auf die Unterstützung angewiesen ist“, schildert auch sie ihre Erfahrung beim ersten Gang zur Ausgabestelle: „Ich schätze, viele schämen sich oder sind zu stolz. Denn, wer hierher kommt, zeigt damit ganz klar, dass er ein armer Mensch ist.“