Traum vom Profi-Sport ist geplatzt
Die Liebe zum Biathlon hat ihn gepackt. Sechs Jahre trainiert Lennard Willems in jeder freien Minute. Doch es reicht nicht.
Erkrath. Der Funke springt über, als Lennard Willems im Winter 2010 mit 14 Jahren vor dem Fernseher sitzt. „Wir haben die Olympischen Spiele geschaut“, erinnert sich der heute 20-Jährige. „Ich habe die Biathleten gesehen und wusste, das will ich auch machen.“ Seine Eltern bestärken den Schüler in seinem Wunsch.
Lennard Willems, Sportler
Sein Vater Markus ermutigt ihn, sich im Internet zu informieren, wo er diesen eher ungewöhnlichen Sport ausüben kann. Dort stößt Lennard auf die Uplandschule Willingen und ihr Skiinternat. Schnell ist ihm klar: Hier könnte er sich den Traum erfüllen, der ihm im schneearmen Erkrath verwehrt bleiben würde. Im Laufe des Jahres 2010 fährt Lennard immer wieder nach Willingen, nimmt probeweise am Training teil. Seine Begeisterung für den Biathlon wächst. Anfang des Jahres 2011 zieht er ins Internat um.
„Natürlich hatte ich am Anfang Heimweh, das wäre wohl bei jedem so“, sagt Lennard. „Aber ich bin im Internat gut aufgefangen worden und habe mich schnell eingelebt.“ Sechs Jahre sind seitdem vergangen, in denen Lennard fast ununterbrochen trainiert hat. Viel freie Zeit blieb dabei nicht. „Morgens Schule, nachmittags Training - natürlich opfert man dafür viel Freizeit.“ Am Biathlon faszinieren ihn vor allem die viele Bewegung an der frischen Luft, der Zusammenhalt in der Trainingsgruppe sowie die Reisen in die Alpen.
„Das ist nicht so eintönig wie andere Sportarten“, sagt Lennard, das Sport-Ass, das zuvor schon Fußball, Volleyball und Leichtathletik ausprobiert hatte. Schon bald ist Lennard gut genug, um am Deutschlandpokal teilzunehmen - der Talentschmiede des deutschen Biathlons. Hier trifft sich der Nachwuchs, mit jedem Jahr wird die Konkurrenz kleiner und stärker. Nach seinem Abitur im Jahr 2015 absolviert Lennard ein sogenanntes „Profijahr“. Das heißt, er besucht nicht mehr die Schule in Willingen, aber trainiert weiterhin mit seiner Gruppe. Genau wie ein Profi; vormittags und nachmittags. Damit bereitet er sich auf den Deutschlandpokal 2015/16 vor — der über seine sportliche Zukunft entscheiden wird. Schafft er es hier unter die besten vier, erhält er einen C-Kader-Status, die Voraussetzung für eine professionelle Biathleten-Karriere. Sein Ziel: Ein Behördenplatz mit Sportförderung, zum Beispiel bei der Bundespolizei.
Doch Lennard landet in der Gesamtwertung nur auf dem fünften Platz. Eine knappe Niederlage — und doch zerplatzt damit sein Traum. Den Biathlon als Leistungssport muss er aufgeben und als Hobby damit weiterzumachen, ist schwierig. „Mit dem Kleinkalibergewehr könnte man schließlich jemanden umbringen, wenn man genau zielt,“erklärt Lennard, „wer nicht nachweisen kann, dass er professionell Biathlon betreibt, muss es deshalb schnell abgeben.“ Daher trainiert er jetzt nur noch ab und zu, wenn er seine Trainingsgruppe besuchen geht. Was die Zukunft nun für den jungen Mann bereit hält? „Im Moment liebäugele ich damit, nach Rosenheim bei München zu ziehen und dort Holzbau zu studieren.“ Bei einem ist sich der 20-Jährige jedoch sicher: Sport wird er weiter machen — wenn auch nur nebenbei.